Es ist allgemeiner gesellschaftlicher Konsens, dass Demokratie eine der wichtigsten Errungenschaften menschlichen Zusammenlebens ist. Demokratische Bewegungen werden gefeiert, demokratische Errungenschaften gewürdigt und in vielfältigen Publikationen wird der Demokratie als Regulativ von Gesellschaften gehuldigt. Widersprüche innerhalb von Demokratien, die so gar nicht deren hohen ethischen Ansprüchen gerecht werden, begründet man mit ihrer fehlenden Ausgereiftheit. Dieses Bild grenzenlosen Schönredens von Demokratie, statt einer nüchternen inhaltlichen Analyse stört mich ungemein und veranlasst mich, einige durchaus unangenehme, ja auch provozierende Fragen zur Demokratie zu stellen.


Warum finden wir Demokratie gut?

Weil sie für uns so wie sie ist, bequem ist? Gefördert durch ein System, in dem uns suggeriert wird, dass wir eigentlich keine Zeit für aktives politisches Handeln haben, weil wir arbeiten und konsumieren müssen? Weil wir ständig gehetzt sind von Werbung und Propaganda und nicht versuchen, dieser zu entgehen? Weil uns deshalb die Kraft fehlt; die Besinnung, die Reflektion, um Zusammenhänge zu erkennen und aktiv politische Prozesse gestalten zu können? Demokratie wird uns als Verheißung gereicht, als höchste und menschlichste Form gesellschaftlichen Zusammenlebens. Und wir glauben es, wir glauben es gern – und deshalb finden wir Demokratie gut. Sie muss sich nur noch ein wenig weiter entwickeln, dann wird sie irgendwann perfekt sein und unseren Nachkommen eine friedliche und fortschrittliche Gesellschaft hinterlassen.

Wer ist der Souverän?

Ist es tatsächlich das Volk, das in einer Demokratie die Geschicke bestimmt? Wie wählen wir, wen wählen wir, warum wählen wir überhaupt? Woher kamen und kommen die Menschen, die wir wählen DÜRFEN?! Oder glaubt wirklich jemand, Politiker vier Ebenen über uns werden von uns AUSgewählt? Hat es so etwas jemals gegeben?  Richtiger ist doch, dass Politiker von anderen FÜR UNS ausgewählt werden, oder etwa nicht? FÜR WEN treffen Menschen Entscheidungen: Für eine Masse – quantifiziert und gesichtslos? Oder doch eher für Menschen, mit denen sie sich ständig austauschen, die ihnen nah sind?

Polipedia (eine Internetplattform der Universität Salzburg) sagt:

„Demokratie ist Volksherrschaft.“ [1]

Wie soll das gehen: Volksherrschaft? Wenn es doch, wie der Name es schon sagt, um Herrschaft geht. Dreht man dafür einfach die Machtpyramide um und das Volk herrscht über seine bisherigen Herrscher, oder herrscht das Volk über sich selbst, warum überhaupt Herrschaft? Weil wir es bei Demokratie nach wie vor mit einem auf Herrschaft beruhenden System zu tun haben?

Ein weiteres Zitat der politischen Bildungsplattform Polipedia:

„Der Beschluss der Mehrheit gilt und ist von allen zu akzeptieren.“ [2]

Die Beschlüsse WELCHER Mehrheiten sind von allen zu akzeptieren? Derer in den Parlamenten, wo Kulissen und Traversen denen von Theatern ähneln? Warum nehmen wir deren Entscheidungen, die wir sehr wohl als falsch, ja schädlich erkennen, Entscheidungen die eben nicht unseren Interessen entsprechen – trotzdem so hin? Hoffen wir – im Sinne einer mathematischen Wahrscheinlichkeit – auf der Seite der Mehrheit, zwar nicht der politischer Mandatsträger wohl aber jener der Begünstigten zu stehen? Woher nehmen wir die Gewissheit, dass Mehrheitsentscheidungen innerhalb von Herrschaftssystemen im Sinne der Allgemeinheit getroffen werden? Und mir sind – im Rahmen menschlicher moderner Zivilisationen keine Systeme bekannt, die NICHT auf Herrschaft beruhen.

Demokratie und Macht

Demokratie ist in ihrem Wesen Kooperation? Oder ist sie nicht eher ein Symbol für Machtkampf? Zugegeben, es gibt Regeln, an die man sich zu halten hat, aber gespielt wird nur für das Publikum um ethische Werte. Die Karten für das wahre Spiel bekommen wir nicht zu Gesicht, weil wir uns mit der Publikumsrolle begnügen (müssen?), denn das ist bequem. Solange unser ganz privater Opportunismus uns durchs Leben bringt, wollen wir es sogar, denn es nimmt uns die unbequeme Verantwortung.

Macht nimmt Verantwortung und in der Demokratie – in jeder Demokratie – sind wir nicht die aktiven Spieler sondern die Komparsen! Gerufen, wenn die aktiven Spieler es für nötig halten. Spieler wie Komparsen sind gefangen in einer Ideologie, die Wettbewerb und Gewinnen heißt. Und weil diese Ideologie seit hunderten Generationen DIE Ideologie ist, haben sich die Menschen auch genau dieses Spiel ausgesucht, das Spiel der Demokratie. Und es funktioniert, es bildet Macht ab, die starken Spieler sind die gestaltenden Akteure. Und wo Macht ist, fristet Empathie ein Mauerblümchendasein. Daran gibt es nichts zu kritisieren – denn es ist Wesen des Demokratiespiels.

Ethik und Recht

Macht formt mittels Demokratie! Sie formt Gesellschaften im machteigenen Sinn, sie formt Denk- und Handlungsmuster der  Menschen – und auch diese mittels der eigenen egoistischen Agenda. Macht formt auch das Recht. Und sie formt das Recht um, wenn notwendig. Aber Macht kann nur funktionieren über ihre Anerkennung durch die Unterworfenen. Diese Anerkennung gilt es dauerhaft zu sichern und deshalb muss Macht geschickt regieren. Wir werden doch regiert, oder nicht? Und was bedeutet regieren? Der Duden bietet u.a. folgende Synoyme:

„das Regiment führen“, „das Steuer in der Hand haben“, „die Herrschaft ausüben“, „Gewalt ausüben“, „Macht ausüben“, „führen“, „herrschen“, „Herrschaftsgewalt innehaben“ [3]

Könnte man daraus ableiten, dass wir alle vier Jahre einzig und allein entscheiden, weiter beherrscht zu werden? Damit wir diese demokratische Herrschaft akzeptieren, werden wir regelmäßig mit demokratischen Errungenschaften oder nur scheinbar demokratischen Errungenschaften versorgt. Unser Opportunismus wird gefüttert, um still zu halten und wir werden allenthalben darauf aufmerksam gemacht, das man für uns sorgt.

Darf man Demokratie hinterfragen?

Interpretieren wir also Demokratie als Sinnbild des Guten im Menschen und des Fortschritts von Gesellschaften vielleicht völlig falsch? Was, wenn Demokratie nichts anderes ist, als eine in Jahrtausenden perfektionierte Form von Herrschaft? Polipedia entnahm ich noch dies:

„In einer Demokratie werden wesentliche Entscheidungen von den stimmberechtigten Bügern oder von Vertretern der Interessen der Bürger getroffen.“ [4]

Warum glauben wir, wenn wir andere für uns entscheiden lassen, über so grundsätzliche Fragen wie Krieg und Frieden, dass dies – als gelebte Demokratie – gut ist? Wie kann es sein, dass wir diese existenzielle Entscheidung „Experten“ überlassen? Die Grundsatzfrage aber lautet: Hat jemals eine demokratische Gesellschaft tatsächlich einen Krieg verhindert? Mehr noch: Haben Demokratien nicht unzählige Male aktiv in den Krieg geführt? Warum führen Demokratien ständig Krieg?

Im Sinne der euphemistischen Diktion von Demokratie ist das doch ein zum Himmel schreiender Widerspruch! Warum blenden wir das aus und finden Demokratie trotzdem gut? Kann es sein, dass jede Demokratie in ihrem Wesen nichts anderes ist, als eine maskierte Diktatur? Quasi eine Diktatur mit Wohlfühlnote, in der man das Gefühl des beherrscht werden, nicht so unmittelbar und schmerzhaft spürt? Lässt man uns, wie den lieben Hund an der langen Leine und nur wenn wir nicht spuren, lässt uns das Herrchen spüren, dass wir in einem Herrschaftssystem leben?

Fortschritt durch Demokratie?

Was eigentlich verstehen wir unter einer Verbesserung der Gesellschaft? Gab es Demokratie und den ihr anhängenden Parlamentarismus nicht in allen Gesellschaften seit der Zeit, als Demokraten sich Sklaven (billige Arbeitskräfte) hielten? Und Demokratie bringt Gleichberechtigung? Tatsächlich – für alle? In allen – und zwar wirklich allen Gesellschaften gab es immer nur innerhalb gewisser Gruppen von Menschen Gleichberechtigung. In den griechischen Stadtstaaten, der gern genannten Heimat der Demokratie, gab es Gleichberechtigung natürlich nur für die – Besitzenden. Für Menschen dort, die sich geistig-ideologisch einer Klasse zugehörig fühlten und dies als Teil eines Machtsystems akzeptierten; die Macht besaßen und sich im Sinne von Machterhaltung mittels Demokratie Macht mehr oder minder gütlig teilten.

Aber Gleichberechtigung als universelles Prinzip? Wenn ich außerdem die parlamentarische Demokratie mit ihren sozialen und politischen Errungenschaften betrachte, kann ich dann die durch eben diese Demokratie betriebene schrankenlose Ausbeutung von Menschen in anderen Staaten dieser Erde ausblenden? Eine Ausbeutung die auch noch durch Kriege demokratischer Systeme etabliert bzw. wieder hergestellt wird. Worauf beruhen denn unsere sozialen Standards tatsächlich – auf Demokratie? Oder doch eher auf entwickelter Technologie – plus Ausbeutung?

Zweifellos haben wir im weltweiten Vergleich hohe soziale Standards. Und viele ethische Normen haben in unserem Rechtssystem Einzug gehalten. Doch mir dünkt, dass diese Grundrechte leider nur Beifang sind – der rasch über Bord geworfen wird, wenn das System dahinter, ein gierig nach Macht und Besitz strebendes System, deren Teilenehmer wir eben auch sind, in Nöte kommt. Und genau das geschieht derzeit. Die Gier stößt an ihre Grenzen und um diese zu verschieben, geht es nun an soziale Standards und die „sogenannten“ demokratischen Errungenschaften. Und wenn wir nicht aufpassen, könnte es sein, das ist meine ganz persönliche Meinung, dass wir zu spät die Fratze der Diktatur hinter der Maske der Demokratie erkennen.

Demokratie entwickeln?

Kann man aber Demokratie nicht entwickeln, verbessern – von unten her, in Form gelebter Basisdemokratie? Da ist es wieder, mein Problem, dass nämlich Demokratie eine Rolle innerhalb hierarchisch aufgebauter, machtbasierter Systeme spielt. Die Basis ist ganz unten in der Pyramide, sie ordnet sich der unmittelbar darüber liegenden Schicht direkt und den weiter oben liegenden Schichten transitiv unter. Nicht umsonst sprechen die Menschen, wenn es um Politik geht, von denen da oben. Mit vollem Recht, denn in den Köpfen ist das oben und unten zementiert und die eigene Positionierung geklärt.

Bei Untersuchung des Begriffs Basisdemokratie erkennen wir außerdem, dass in den darin gelebten Prozessen nichts anderes stattfindet, als im oberen Teil der Machtstrukturen, in Richtung Spitze der Pyramide. Ein solches System besitzt den Charakter von Selbstähnlichkeit, ist in sich konsistent. Auch wir „hier unten“ betreiben Wahlkämpfe und führen Kampfabstimmungen durch. Selbst wenn es gar nicht notwendig ist, müssen wir das tun – ein Blick auf das Vereinsrecht genügt. Recht als juristische Kategorie um im Leben recht zu haben,  weil wir als Menschen – gefangen in unserem Egotismus – es bis heute nicht geschafft haben, über gelebte Empathie gerecht zu sein. Wir leben den Kampf im Kleinen. Wie fühlen wir uns eigentlich dabei? Inwieweit hat das mit kooperativem empathischen Miteinander zu tun? WAS genau wollen wir in demokratischen Prozessen weiter entwickeln – eine verfeinerte, kultiviertere Form unseres Egotismus?

Wer waren eigentlich diejenigen, welche Demokratie voran brachten und etablierten? Mit welchen ethischen Normen waren diese Gruppen von Menschen auf den Plan getreten, als sie Demokratie als fortschrittlich propagierten und welche Interessen vertraten sie tatsächlich? Wir glauben an Demokratie, aufgrund von Wissen? Oder kann es sein, dass wir daran glauben sollen?! Früher wurden die Menschen durch Religionen geistig gefesselt und wer sich einmal mit Religionen etwas näher beschäftigt hat, weiß, dass deren Regelwerk bis heute von hohen ethischen Normen gleichermaßen strotzt wie von der Unantastbarkeit und Alternativlosigkeit ihrer Institutionen und Riten.

Als die Menschen erkannt hatten, dass sie einer Illusion unterlegen waren, fiel das Gebäude religiöser Dogmen in sich zusammen – und zwar im Bewusstsein der Menschen. Aber die Menschen sind affin für Glauben, weil doch Glauben so schön bequem ist. Und so scheint mir heute der Glaube an die Demokratie das Allheilmittel für unser Seelenheil. Und so wie man unter dem Banner der Religion in die Kriege zog, wobei es den Drathziehern primär nie um Religion ging; sie wurde nur als Vehikel eingespannt. So tut man Gleiches heute unter dem Banner von Demokratie und Menschenrechten, der Glaube an das Gute der wohlklingenden Worthülse genügt den Menschen – und stellt sie ruhig. Wie hieß doch einer der Feldzüge nach der Jahrtausendwende?: Krieg gegen die Achse des Bösen. Nur Glaube kann so einen Schwachsinn akzeptieren.

Alternativen?

Gibt es Alternativen zur Demokratie? Es gibt da Ideen zum Aufbau neuer oder wiederbelebter Gesellschaftssysteme – ja, die Menschen drehen immer gleich am großen Rad, statt an nahe Liegendes zu denken. Manche glauben, der Sozialismus wäre so eine Lösung – man müsste ihn diesmal nur einfach richtig aufbauen. Ist jedem klar, dass auch dieses System demokratisch war und folgerichtig auf Macht basierte, bei der Experten entschieden, was für das Volk gut ist (Diktatur des Proletariats)? Vom Regen in die Traufe?

Vielleicht sind sich ja die Systeme gar nicht fremd, weil Mechanismen und grundsätzliche Denkweisen so ähnlich sind. Es gibt Publikationen, in denen die großen Konzerne der kapitalistischen Weltwirtschaft auch Kombinate genannt werden, das sollte Älteren ein durchaus vertrauter Begriff sein.

Oder ist die Frage nach Alternativen zur Demokratie schlicht unsinnig und wir stellen sie nur deshalb, weil wir auf die Alternativlosigkeit und Gutartigkeit von Demokratie permanent gestoßen werden. Dabei aber regelmäßig in Dissonanz geraten, weil die Wirklichkeit so gar nicht mit den propagierten hohen Idealen von Demokratie korreliert. Von was reden wir, wenn wir über Demokratie sprechen wirklich? Könnte es sein, dass wir lieber von Demokratie reden, als über uns? Demokratie ist ein Lebensprinzip, welches die gesamte Gesellschaft durchzieht, jeden von uns. Sind wir mit diesem Prinzip wirklich zufrieden?

Es geht nicht darum Demokratie zu verteufeln, sondern es geht darum zu erkennen, dass Demokratie vielleicht deshalb gesellschaftlich etabliert ist, weil sie unsere Denk- und Handlungsmuster, in all ihrem Egotismus perfekt spiegelt. So wie wir uns heute geben, ist Demokratie genau das, was wir „verdient“ haben. Demokratie kann schlicht nicht leisten, was wir von ihr erwarten.

Sollten wir also Demokratie abschaffen? Wer diese Schussfolgerung zieht, ist – das denke ich – auf dem Holzweg! Demokratie ist keine Institution, kein außerhalb unseres Ich’s schwebendes abstraktes Gebäude, dessen man sich bedient und bei Gelegenheit entsorgt. Demokratie sind wir! Anders ausgedrückt ist Demokratie nur ein Begriff, in dem unsere Denkweisen definiert sind. Es liegt an uns, zu erkennen, ob mglw. nicht die Demokratie die Herausforderung ist, sondern wir selbst.

Quellen

[1][2][4] http://www.polipedia.at/tiki-index.php?page=Demokratie

[3] http://www.duden.de/rechtschreibung/regieren

Von Ped

9 Gedanken zu „Ist Demokratie ein Missverständnis?“
  1. Das, was wir heutzutage als ‚Demokratie‘ bezeichnen, nenne ich:
    ‚GeldDiktatur mit Polit-MarionettenTheater‘ :
    die Marionetten kann das Volk durch Wahl austauschen,
    die Strippenzieher bleiben dieselben.
    Die Strippenzieher sind die GroßKapitalisten.
    Kraft ihres Geldes bestimmen sie:
    welcher Betrieb gebaut wird (=ArbeitsPlätze geschaffen werden)
    welcher Betrieb in Konkurs geht (=ArbeitsPlätze vernichtet werden)
    welche Großbauten errichtet oder abgerissen werden
    wonach geforscht wird, was entwickelt wird, was erzeugt wird
    wo und wie lange Krieg geführt wird.
    Die Polit-Marionetten sind nur dazu da,
    den GroßKapitalisten die Gesetze zugunsten der GroßKapitalisten zu machen –
    geködert mit der Aussicht auf einträgliche Pöstchen, auf denen man nichts leisten muss, oder gefügig gemacht durch die Drohung, sein Geld abzuziehen.
    Seehofer:
    “Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.”

    Mit ‚Demokratie=Herrschaft des Volkes‘ hat das nicht viel zu tun.
    Ein schönes Beispiel ist die Sezession der Krim:
    Die U$A, der ‚Hort der Demokratie‘, wollte dort die VolksAbstimmung verhindern und die €U verhängt Sanktionen, weil die Bevölkerung der Krim gegen die €U gestimmt hat.

    1. @Heinz

      die Marionetten kann das Volk durch Wahl austauschen,

      Weil es aber auf diese Weise am Bequemsten ist.

      Die Strippenzieher sind die GroßKapitalisten.

      Aber in fast allen von uns steckt etwas von diesem Großkapitalisten, denn es beschreibt eine Rolle, ein Denkmuster.

      Die Polit-Marionetten sind nur dazu da, den GroßKapitalisten die Gesetze zugunsten der GroßKapitalisten zu machen – …

      Das fängt auf der kleinsten Ebene an, wir sorgen dafür, dass genau diese Menschen Positionen (Rollen) einnehmen, für die sie nicht geeignet sind. WIE wählen wir z.B. bei einer Kommunalwahl? Kennen wir den Menschen, den wir das Vertrauen aussprechen? Was hindert uns daran, aktiver Politik zu gestalten?

      So richtig Deine Anmerkungen sind, beschreiben sie (nach meiner Ansicht) nur die halbe Wahrheit.
      Herzliche Grüße
      ped43z

      1. @ped

        Mein Beitrag ist selbstverständlich nur eine grobe Skizze und unvollständig;
        z. B. fehlt die Rolle der Medien – die mit der größten Reichweite sind ebenfalls in der Hand von Großkapitalisten.
        Ja, mein Beitrag ist nicht die ganze Wahrheit, denn die Wirklichkeit ist sehr verwickelt und der Mensch nicht immer berechenbar, siehe z.B. die französische Revolution.

        Dass im Kapitalismus die Macht überwiegend in der Hand der GroßKapitalisten ist und die Gestaltungskraft der Politiker verschwindend gering ist – die GroßKapitalisten können jede Politik scheitern lassen – , das sehen andere Menschen ähnlich wie ich.
        Z.B. ‚Fassadenkratzer‘ ist diesbezüglich ähnlicher Meinung:
        https://fassadenkratzer.wordpress.com/2015/04/16/die-ungebandigte-macht-des-kapitals-das-nach-wie-vor-zentrale-problem-des-sozialen-lebens/
        Ebenfalls beim ‚Fassadenkratzer‘:
        https://fassadenkratzer.wordpress.com/2013/05/17/fassade-demokratie/
        „Graf Coudenhove-Kalergi, der große Vorantreiber eines europäischen Superstaates, schrieb als Kenner der Szene hinter den Kulissen 1925 in seinem Buch „Praktischer Idealismus“:
        „ Heute ist Demokratie Fassade der Plutokratie. Weil die Völker nackte Plutokratie nicht dulden würden, wird ihnen die nominelle Macht überlassen, während die faktische Macht in den Händen der Plutokraten ruht. In republikanischen wie in monarchischen Demokratien sind die Staatsmänner Marionetten, die Kapitalisten Drahtzieher: Sie diktieren die Richtlinien der Politik, sie beherrschen durch Ankauf der öffentlichen Meinung die Wähler, durch geschäftliche und gesellschaftliche Beziehungen die Minister. … Die Plutokratie von heute ist mächtiger als die Aristokratie von gestern: denn niemand steht über ihr als der Staat, der ihr Werkzeug und Helfershelfer ist.“ “

        „Aber in fast allen von uns steckt etwas von diesem Großkapitalisten, denn es beschreibt eine Rolle, ein Denkmuster.“
        Ja, die meisten Menschen wären gerne reich.
        Der Kapitalismus verspricht jedermensch, reich werden zu können – wenn er sich nur genügend anstrengt. Deshalb laufen die Menschen auch bereitwillig im ‚Hamsterrad‘.
        Dass der Kapitalismus aus ökologischen Gründen keine Zukunft hat, das wird verdrängt.

        „Was hindert uns daran, aktiver Politik zu gestalten?“
        In der Theorie hindert uns nichts.
        In der Wirklichkeit gibt es allerdings ein paar Hürden:
        a.) die körperliche oder geistige Erschöpfung durch die Gelderwerbs-Arbeit:
        Wer 8 Stunden im Bergwerk, am Hochofen, im Walzwerk, am Fließband, im
        Straßenbau, an der Supermarkt-Kassa, am Computer als Programmierer, …
        gearbeitet hat, ist danach einfach zu müde.
        b.) Zeitmangel: Familie, Steckenpferde, …
        c.) fehlende Eignung:
        es ist nicht jedermenschs Sache, stundenlang in Sitzungen seinen Hintern
        plattzudrücken.
        (das Internet würde da neue Möglichkeiten schaffen, aber das wird noch eine Weile dauern)
        d.) eine politische Partei, die einem passt:
        Selbst eine Partei zu gründen, ist nicht jedermenschs Sache.
        Und Parteien ohne GroßKapital dahinter sind ohne Einfluss,
        z.B. DieLinke, die Piraten …
        e.) die Bequehmlichkeit:
        Politik aktiv gestalten, das braucht Zeit und Kraft – und Nerven wie Drahtseile.
        Geld entsolidarisiert die Menschen. Alle Menschen haben zwar das gleiche Ziel, nämlich möglichst viel Geld zu verdienen, aber jeder auf eine andere Weise und daher ist gemeinschaftliches Arbeiten und Handeln schwer zu erreichen.
        Habe gerade ein Beispiel gelesen
        http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/immobilien/grossprojekt-andermatt-wachgekuesst-vom-milliardaer-14081741.html

        Im Kapitalismus ist echte Demokratie(=VolksHerrschaft) nicht möglich.
        Wie wirkungslos der Wille der Bevölkerung ist., sieht mensch am Beispiel Griechenland.
        Die Volksweisheit „Geld regiert die Welt“ zeigt, dass die Menschen das auch wissen.

        Wir(=die Menschheit) werden uns da etwas neues ausdenken müssen,
        Vorschläge dazu gibt es bereits, siehe
        http://members.aon.at/goedheinz/GOD_Deutsch/Zusammenarbeit/IQOAsD.html

        Freundliche Grüße
        HG

  2. @Heinz

    Danke erst einmal für Deine ausführlichen und fundierten Kommentare! Vielleicht machst Du dem Einen oder Anderen auch Mut, in die Diskussion einzusteigen.
    In Bezug auf das von Dir an dieser Stelle Angemerkte, trage ich das mit (was Dich eher nicht überraschen wird 😉 ). Meine Intentionen gehen aber in eine andere Richtung.

    Wir leben in einer Matrix, die auf Macht und Herrschaft beruht. Das ist dabei – wenigstens in unserer Gesellschaft – weniger eine mit dem Vordergrund physischer Gewalt sondern vielmehr eine geistige Herrschaft (die dann wiederum Gewalt salonfähig macht).
    Wir nutzen Argumentationen, die zeigen, dass wir in unserem Denken nicht frei, vielmehr böse manipuliert sind. Wir suchen nach riesigen Hebeln, die wir gar nicht bedienen können, um die Menschheit zu „verbessern“. Warum suchen wir nicht nach den kleinen Hebeln, menschlichen Hebeln und setzen bei uns an? Wir verabscheuen Macht und leben sie, erkennen aber nicht den Widerspruch, weil wir den Blick in uns selbst dafür nicht zulassen.

    Wir sind alle Kapitalisten, ja genau. Kapitalist ist keine durch Naturgesetze belegbare Erscheinung, es sei denn, sie beschreibt unsere Rolle, die wir spielen, an Orten und zu Zeiten, in denen sie gar nicht gebraucht wird. Denn gebraucht wird sie manchmal schon, die Natur zwingt uns den Überlebenskampf schon hin und wieder auf, dafür brauchen wir die Ideologien, die Instinkte, die Affekte des Kapitalisten.
    Wir werden beherrscht von Ängsten (auch das ist ein Ergebnis von Manipulation), die uns zurück schrecken lassen vor dem echten Wagnis. Das nämlich heißt, auf andere Menschen zuzugehen – und zuvor auf uns selbst. Die Angst ist nichts Schlimmes, aber eine dauerhafte Beherrschung durch sie, ist Zeichen seelischer Krankheit mit all ihren physischen Konsequenzen für den Menschen. Und wenn ein Großteil der Menschen in der Gesellschaft seelisch krank sind, dann ist es auch die Gesellschaft.
    All Deine Argumente die einer Änderung der Gesellschaft (also im Großen) entgegen stehen, möchte ich gar nicht entkräften. Sie zeigen doch vielmehr auf, wie sinnlos es ist, den Hebel DORT anzusetzen.

    Gutes Beispiel dafür sind die von Dir erwähnten Medien. Welchen Sinn soll es haben, diesen Medien etwas ENTGEGEN zu stellen? Aus meiner heutigen Sicht ist das verschwendete Energie. Für mich sind die etablierten Medien nur insofern wichtig, deren Existenz zu berücksichtigen, wenn ich auf andere Menschen zugehe. Um die Dissonanz nicht falsch zu verstehen, die zu Übersprunghandlungen führt, weil die Menschen Mühe haben, das zu verarbeiten.

    Natürlich hast Du recht, wenn Du sagst, dass uns das System beschäftigt. Aber bevor wir auf das System schauen, schauen wir doch auf uns – und wir sind in der Lage zu erkennen, dass in uns selbst ein riesiges Potenzial zur Veränderung schlummert. Darauf möchte ich immer wieder hinweisen und Deine Worte sagen mir deutlich, dass echte lebensnahe Hilfe noch zu kurz kommt. Die damit einher gehende flache Vernetzung, davon bin ich überzeugt, kann auch Gesellschaften verändern. Aber der Blick auf die Gesellschaften als Primärziel taugt nicht, es geht immer um uns selbst.

    Sei bestens gegrüßt
    ped43z

    1. @ped

      „Wir suchen nach riesigen Hebeln, die wir gar nicht bedienen können, um die Menschheit zu „verbessern“. Warum suchen wir nicht nach den kleinen Hebeln, menschlichen Hebeln und setzen bei uns an? Wir verabscheuen Macht und leben sie, erkennen aber nicht den Widerspruch, weil wir den Blick in uns selbst dafür nicht zulassen.“
      Was für ‚Hebel‘ wir(=Menschheit) im Augenblick bräuchten, weiss ich nicht.
      Sicher bin ich mir aber, dass wir mit dem jetzigen Gesellschafts- und Wirtschafts-System unsere Lebensgrundlagen zerstören,
      z.B. die Böden:
      die derzeitige Landwirtschaft mit Monokultur, falscher Bodenbearbeitung, Pestizide und ohne Nährstoff-Kreislauf
      zerstört schleichend die Böden, siehe
      UNEP soil degradation
      Wir verlieren derzeit etwa 12 Millionen Hektar/Jahr fruchtbares Land, ein Teil davon durch falsche BodenNutzung (Pflug, Pestizide, Auszehrung …)
      von ingesamt etwa 3600Millionen ha landwirtschaftlich nutzbarem Land, siehe
      desertifikation
      Bio-Landwirtschaft ist für die Ackerböden sicher besser als die industrielle Landwirtschaft.
      Aber auch der Bio-Landwirt verkauft seine Erzeugnisse in für ihn unerreichbare Weiten, er kann also keinen Nährstoff-Kreislauf auf seinem Boden herstellen, siehe
      http://members.aon.at/goedheinz/GOD_Deutsch/Zukunft/2069FaqD/2069FaqD_LeSt.html#2069-Stadt
      (bitte bis zur Grafik scrollen )
      Um sinnvoll düngen zu können, müsste jeder Landwirt wissen, was er mit seinen Erzeugnissen dem Boden entnommen hat. Das wäre ein Aufwand, den kein Landwirt erbringen kann und somit verlieren auch die Böden der Bio-Landwirte schleichend an Qualität – und die Bio-Produkte damit ebenso.
      EnergiePflanzen-Anbau in seiner heutigen Form ist das schlimmste, was mensch dem Boden antun kann.
      Seltsamerweise verstehen das die meisten Menschen nicht – dieses Problem wird wahrscheinlich die Evolution lösen müssen und die ist bekanntlich nicht zimperlich.

      „Denn gebraucht wird sie manchmal schon, die Natur zwingt uns den Überlebenskampf schon hin und wieder auf, dafür brauchen wir die Ideologien, die Instinkte, die Affekte des Kapitalisten.“
      Ein Kapitalist ist m.A.n. ein Mensch, der mehr hortet als er zu einem menschenwürdigen Leben braucht – seien das nun Schafe oder sei es Geld – und dabei seine Mitmenschen ausbeutet und die Umwelt zerstört.
      Das ist m.E. eine Fehlentwicklung. Ein Eichhörnchen hortet Haselnüsse für den Winter, vielleicht etwas mehr als es braucht – um etwaige Verluste zu überleben; die Arbeit dazu leistet es selbst und es beutet dazu niemanden aus.
      Nein, wir brauchen nicht die Ideologien, die Instinkte, die Affekte des Kapitalisten, sondern wir brauchen eine Rückbesinnung, was ein gutes Menschenleben ausmacht.

      „Aber der Blick auf die Gesellschaften als Primärziel taugt nicht, es geht immer um uns selbst.“
      Natürlich geht es immer um uns selbst. Aber jeder ist ein Teil einer Gesellschaft und geht mit der Gesellschaft unter, wenn die Gesellschaft untergeht. Es braucht daher den Blick auf sich selbst und auf die Gesellschaft.
      Derzeit schrammen wir ständig an einem Weltkrieg vorbei. Zum Glück hat Russland eine sehr besonnene Regierung…
      Es gibt auch schon Blogs, da freuen sich die Foristen auf einen Bürgerkrieg …

      Freundliche Grüße
      HG

  3. Ped,
    Du gehst m.E. von falschen Grundvoraussetzungen aus. Du tust so, als hätte das deutsche Volk unsere jetzige parlamentarische Demokratie durch lange und breite gesellschaftliche Debatte als das beste System heraus gearbeitet und installiert. Das uns dieses absurde System angeblicher Demokratie von den Allierten als Bollwerk gegen den Osten aufgezwungen wurde, ohne das wir auch nur im mindesten gefragt wurden, hast Du offensichtlich nicht auf dem Radar. Somit sind wir Opfer der großen Politik der Allierten, welche heute eine Allianz von Neokons, Israellobby, Zionisten und Wahabisten dar stellen und immernoch mit Weltmachtsträumen schwanger gehen.

    Nichts desto trotz hast Du recht, wenn Du sagst, dass in uns selber der Schlüssel liegt. Nur wir selber können uns von dem Stacheldraht, den die Allianz durch unsere Köpfe gezogen hat, wie Pispers immer so schön sagt, befreien. Aber niemand hat das Recht uns dafür die Schuld geben, wenn wir das nicht in einer Größenordnung schaffen, die systemgefährdende Wirkung entfaltet! Denn dafür hat die Allianz gesorgt in dem sie, wie Heinz schon beschrieben hat, den Arbeitsalptraum von Jahr zu Jahr heftiger gestaltet und uns zusätzlich noch über rechts & links geschickt und unmerklich gegeneinander ausspielt. Machen wir also bitte nicht den Bock zum Gärtner!

    Ansonsten ist beim Thema Demokratie die Frage wichtig: Was gibt es an Alternativen?

    In Deinem Artikel habe ich darüber nichts Brauchbares gefunden, obwohl Du diesem Punkt ein Kapitel gewidmed hast. Um zu einer richtigen, weil funktionierenden, Alternative zu finden, muss man erst mal eine Problemanalyse der jetzigen sog. „Demokratie“ machen. Die Frage ist also: Warum ist bei den vielen, vielen Entscheidungen, die die Politiker seid Willi Brandt für uns getroffen haben nur Murks herraus gekommen? Ganz besonders viel Murks wurde seid Schröder verzapft – und warum ist das so?

    Nun, die Erklärung ist einfach und jeder wird sie schnell geben können – es am Lobbyismus.

    Gut. Es geht also um verdeckte, illegale Einflussnahme. Schauen wir uns diese doch mal genauer an: Da gibt es zum einen die Bestechung, sie wirkt bei den meisten „Volksvertretern“. Dann gibt aber noch die Erpressung für die, die sich nicht bestechen lassen – Stichwort: untergeschobene Drogen/Kinderpornos und ähnliches. Und dann gibt es noch die Unterwanderung, womit nicht nur Parteien, sondern auch NGO´s wie die Gewerkschaften zu kämpfen haben.

    Könnte man diese Einflussnahme stoppen, oder wenigstens begrenzen? Nein, ich denke, das ist nicht möglich. Versuch mal von den Beamten das Beamtentum abschaffen zu lassen! Das kann man vergessen! Was bleibt ist eine völlige Neuordnung. Und da eine friedliche, einvernehmliche Lösung nicht möglich ist, brauchen wir den Zusammenbruch des bisherigen Systems. Und da stehen wir ja zum Glück vor.

    Aber wie sollen wir es dann machen? Damit wir uns nicht nach ein paar Jahren in der gleichen Scheiße wieder finden?

    Nun, die Lösung ist einfach. Es besteht sicher Konsens in der deutschen Gesellschaft, dass das Volk die politischen Entscheidungen treffen soll und das die Entscheidung der Mehrheit gilt.

    Dann machen wir es doch genau so. Lassen wir uns vom CCC im Internet ein transparentes, fälschungssicheres Abstimmungstool errichten, ähnlich diesem hier: http://www.wahl-o-mat.de

    Alle haben nun 1 – 2 Monate Zeit, um die Fragen auf dieser Seite an zu kreuzen. Ein großes Internetportal berät den Unwissenden zu Por und Contra jeder einzelnen Frage und es gibt ein angeschlossenes Diskussionsforum zu jeder Frage. Ankreuzen kann man immer JA/NEIN/EGAL. Und am Ende kann man noch die Frage doppelt gewichten, wenn einem das Thema besonders wichtig ist. Sie zählt dann wie zwei Stimmen.

    Erst nach dem die Wahlberechtigten so einen Fragenkatalog ausgefüllt haben, wissen wir, was der Bürger mehrheitlich wünscht. Brauchen wir jetzt noch:

    Parteien? Nein
    Regierungen? Nein
    Parlamente? Nein

    Für die weitere Durchführung von Müllabfuhr, Schulen, Stadtwerke, Bücherei reicht die Verwaltung.
    Aus der Verwaltung würden jetzt Beamte mit der Ausschreibung des Volkswillen beauftragt. Nach dem Motto: „Liebe Expertenteams, das Volk hat entschieden! Es will den Ausstieg aus der Atomkraft. Bitte bewerbt Euch mit Eurer Expertise, um die Erfüllung dieses Volkswunsches! Die Bewertungskriterien sind: Zeit/Preis/Nachhaltigkeit/Umweltschutz/soziale Verträglichkeit…etc.“

    Was hätten wir damit erreicht?

    Zum einen wüssten wir zum aller ersten mal, was der Wille des Volkes wirklich ist. Und da Konsens darüber besteht, dass dieser entscheiden soll, müssen wir ihn als erstes verlässlich raus finden.

    Und zum anderen hätten wir sämtliche Angriffspunkte für die illegale Einflussnahme Bestechung/Erpressung/Unterwanderung abgeschafft und wären dieses Primärproblem sehr elegant ein für alle mal los. Folglich könnte das Volk den Staat so steuern, wie es zu seinem eigenen Besten ist.

    Was wäre das schön!

  4. @Johanniskraut

    Erst mal ein Dank auch an Sie, für das Einsteigen in die Diskussion!

    Und gleich drei Fragezeichen:

    „Du gehst m.E. von falschen Grundvoraussetzungen aus. Du tust so, als hätte das deutsche Volk unsere jetzige parlamentarische Demokratie durch lange und breite gesellschaftliche Debatte als das beste System heraus gearbeitet und installiert. Das uns dieses absurde System angeblicher Demokratie von den Allierten als Bollwerk gegen den Osten aufgezwungen wurde, ohne das wir auch nur im mindesten gefragt wurden, hast Du offensichtlich nicht auf dem Radar. „

    Tu ich das??? Da haben wir uns wohl gründlich missverstanden. Gerade im Post zuvor an Heinz schrieb ich:

    Wir leben in einer Matrix [eben die Demokratie!], die auf Macht und Herrschaft beruht. Das ist dabei – wenigstens in unserer Gesellschaft – weniger eine mit dem Vordergrund physischer Gewalt sondern vielmehr eine geistige Herrschaft (die dann wiederum Gewalt salonfähig macht).

    Ich gehe also durchaus mit dem von Ihnen oben Gesagten mit.
    Hier aber laufen unsere Ansichten dann auseinander (was gut für den Diskurs ist):

    “ Somit sind wir Opfer der großen Politik der Allierten, welche heute eine Allianz von Neokons, Israellobby, Zionisten und Wahabisten dar stellen und immernoch mit Weltmachtsträumen schwanger gehen.“

    Der Knackpunkt liegt aus meiner Sicht in der Opferrolle. Denn wenn wir diese für uns selbst so definieren, würdigen wir uns in freiwilligem Gehorsam herab zum Schlachtvieh – genauso wie Soziopathen sich das erträumen. Außerdem haben wir mit uns als Opfern auch die Täter festgemacht und können bequem von uns weg zeigen. Das Pflegen der Feindbilder nützt mir aber auch nichts, denn dann begebe ich mich auf deren Spielfeld. Deren Spiel läuft nicht nach Ihren und meinen Regeln und in diesem Spiel werden wir verlieren – oder wir werden so wie Jene.

    Der Stacheldraht, wie Sie ihn in Pisperscher Anlehnung zitierten, zieht sich außerdem viel kräftiger durch unsere Köpfe. Unser gesamtes Verhalten über die lokale Vernetzung hinaus ist doch zutiefst unemphatisch und auf irgend eine Weise haben wir alle unsere Aktie am Sterben ohne Not. Ich rede hier nicht von Schuld, ich rede von Verantwortung. Dazu kann man niemanden zwingen, aber wir können sie jederzeit – sofort – wahrnehmen! Wir alle leben doch die Rolle des homo oeconomicus mehr oder weniger vollständig aus – oder nicht?

    Obiger Artikel sollte – wie schon in seiner Einleitung angemerkt – Fragen aufwerfen und ein wenig provozieren. Das scheint ja zu funktionieren, was mich etwas selbstzufrieden schmunzeln lässt (ein bisschen Ego muss sein 😉 ).

    Ihre weiteren Anmerkungen für Lösungsansätze finde ich auf jeden Fall überlegenswert. Bei aller Dialektik zwischen systemischen und individuell notwendig erscheinenden Veränderungen, kommt hier auch für mich mehr ins Blickfeld, dass beide Felder angegangen werden müssten. Wenn der richtige Impuls gegeben ist, dann können die Menschen solche systemischen Veränderungen vielleicht tatsächlich und wahrhaft mittragen. Jetzt sind sie (nicht Gott gegeben, sondern weil sie sich so verhalten) Rädchen im System.

    Dieses Beschäftigen im Hamsterrad, das auch Heinz schon ansprach, ist ein echtes Problem. Dazu gehört neben dem Faktor Arbeit aber eben auch der Faktor Propaganda und viele sind sich nicht bewusst, dass Konsum und Propaganda nur einen Hauch voneinander entfernt sind (Bernays wusste das). Konsum und Propaganda setzen wir uns aber nur in dem Maße aus, weil wir es nicht erkennen, es ist genau die Zeit, die wir hätten zu reflektieren und mit dem Herzen zu handeln.

    Eine Ihrer Schlussfolgerungen fand ich äußerst reizvoll – und nun ja – in diese Richtung ging unter anderem meine Intention beim Schreiben des Artikels:

    „Brauchen wir jetzt noch:

    Parteien? Nein
    Regierungen? Nein
    Parlamente? Nein“

    Dahinter steht nämlich die große Frage: Wem nützen Institutionen?

    Danke Ihnen für den Kommentar!
    Beste Grüße
    ped43z

  5. „Dahinter steht nämlich die große Frage: Wem nützen Institutionen?“

    Jo, mein lieber Ped! Genau das ist der springende Punkt! Hinter der Gründung und der Art und Weise wie diese Instutionen sich zu organisieren und zu ordnen haben, steckt eine knallhart kalkulierte und berechnete Absicht! Und das Ziel, es zu ermöglichen, dass selbst eine unverrückbar parzifistische Partei in eine Partei gewandelt wird, die für einen völkerechtswidrigen Angriffskrieg unterschreibt.

    Und diese Abartigkeit des Systems lässt sich nicht reformieren, wandeln oder begrenzen. Es wird immer wieder genau auf diese Art Spin hinaus laufen. Das einzige, dass noch nicht probiert wurde, ist der Weg, dieser Abartigkeit, die stets von den 3 Versionen der illegalen Einflussnahme Bestechung/Erpressung/Unterwanderung hervorgerufen wird, keine Angriffsfläche mehr zu bieten. Durch Abschaffung der Institutionen und Einführung einer radikal-direkter Demokratie wie von mir beschrieben. Ob das auf Dauer funktionieren würde? Wer weiß?

    Etwas grundsätzlicher betrachtet geht es also darum „Staat“ zu verhindern. Doch darin liegt die Krux: Zusammenarbeit ist sinnvoll, energiesparend und hilfreich – führt aber letztlich genau dazu, was es zu verhindern gilt: Staat.
    Denn Zusammenarbeit erzeugt Macht und dann kommen die „Bösen“ und übernehmen die Organisation langsam und heimlich. Und das bringt mich zu dem nächsten Punkt: Selbstversorgung

    Es gibt nichts demokratischeres als die Selbstversorgung. Alle formalen Machtbegrenzungsregeln – sei es die automatische Ämterrotation, die basisdemokratische Delegation von unten, der Losentscheid – werden scheitern, wenn wir nicht zur Selbstversorgung zurück kehren. Oder anders ausgedrückt: Es gibt keine Demokratie für wirtschaftlich oder kulturel erpressbare Menschen! Diese Erkenntnis stammt übrigens aus dem besten Gesellschaftsutopiebuch, dass ich jemals die Freude hatte, lesen zu dürfen: „bolo bolo“ von „P.M.“ (gibts bei amazon für ca. 9,- €)

    Da wird also vorgeschlagen, dass wir uns in Gruppen zusammen schließen, die sich eine gemeinsame Kultur erarbeiten und pflegen und selbstversorgerisch ihren grundsätzlichen Bedarf decken -> damit man eben nicht erpressbar ist und irgendwo mitmachen MUSS.

    Und da ich das einsehe und für richtig halte, hab ich es auch mit ein paar Gruppen versucht – allerdings ohne Erfolg. Es scheiterte stets an dem, was Wilhelm Reich die emotionelle Pesterkrankung nannte ;-). Also zwischenmenschliches. Und daher versuche ich das jetzt nur mit meiner Frau in unserem bescheidenen Rahmen, soweit es eben geht, zu verwirklichen. Erste Erfahrungen damit: Ich sehe der grausigen Zukunft, die da auf uns wartet, inzwischen relativ gelassen entgegen. Ich weiß schon mal, wie man Gemüse und Kartoffeln anbaut und wie nicht. Und ich habe einen kleinen Vorrat an ökologischem Saatgut. Sowie dieverse Literatur dazu. Das lässt mich deutlich ruhiger schlafen – schöner Nebeneffekt, wie ich finde. Und das arbeiten im Garten für diesen Zweck und zu zweit, macht echt Spaß, entspannt, bringt einen der Natur näher u.s.w.

    Traurig aber wahr: Während ich mich still und leise auf den Untergang dieses völlig verkommenen System vorbereite (und mich auch auf die Zeit danach schon freue), und dazu meinen Garten anpasse und mich primär statt mit Geld verdienen, mit Nahrungsmittelproduktion beschäftige, wird die Schrebergartensiedlung ein paar Straßen weiter, leerer und leerer. Die Alten geben ihren Garten auf und trotz des Ausblicks des absolut unvermeindlichen Crash´s kommt niemand von den Jüngeren oder Mittleren auf die Idee, sich nen Garten zu mieten und auch ein wenig zu üben. Obwohl genau diese Erfahrungen ein mal Dein Überleben sichern werden! Diese Blindheit meiner Mitmenschen – und ich rede ja noch nicht ein mal davon, zu wissen, was es mit dem Fraktionalen Reserve System auf sich hat – macht mir schon etwas Sorgen…Naja…Jeder machts eben, so gut er kann..

    Gruß
    Johanniskraut

    P.S.:
    Es freut mich, dass Sie dem Sinn, der meiner Vorstellung wie man echte Demokratie organisieren müsste, innewohnt folgen können. Vielleicht machen Sie ja mal einen Artikel dazu in Ihrem Blog?
    Übrigens wurde ich von Russophilus auf dem Saker Blog genau für dieses Konzept auf´s übelste angegriffen, verunglimpft und sogar letztlich gesperrt. Nichts anderes steckt dahinter. Gönn Dir den Spaß, und sprich Dich dort auch mal dafür aus, dann wirst Du es sehen 😉
    Und als ich das Konzept den Leuten aus der „AG Demokratie“ der „Piraten Partei“ und den Leuten des Vereins „mehr Demokratie e.V. “ vorschlug, bin ich damit ebenfalls völlig abgeblitzt. Die wollten beide davon nix wissen und erklärten das Konzept kurzerhand für Unfug…
    Tja…“Viel Feind – viel Ehr!“ ? Hm…scheint zu stimmen…
    😉

  6. @Johanniskraut

    Nun habe ich auch den Hintergrund Ihres Nick-Namens verstanden 😉

    Und, um Ihnen eine kleine Freude zu bereiten, mal das (vielleicht ist ja doch nicht alles verloren 😉 ):

    http://friede-dresden.xobor.de/t252f26-Gemeinschaftsgarten.html

    Diejenigen, die dort aktiv sind sind, achten sehr genau auf eines: keine institutionellen Strukturen

    Tja, die Institutionen. Das Spiegelbild menschlicher Bequemlichkeit. Man lässt machen, kann sich beschweren und ist ansonsten jede Verantwortung los. Blöd ist nur, dass bei Nichtwahrnehmung von Verantwortung Lücken entstehen. Diese aber werden dann von Leuten eingenommen, die in Macht denken. Institutionen bilden also Machtstrukturen ab. Die Bequemen fügen sich in ihre Rolle der Beherrschten, die Mächtigen herrschen. Das läuft auf Egoismus hinaus.

    Ich biete Ihnen mal einen Artikel dazu an, der ein wenig verschütt gegangen ist. Zwar ist Clausewitz der Aufhänger, aber letztlich geht es um die Dialektik von Macht und Verantwortung, Krieg und Frieden, Konfrontation und Kooperation, Egotismus und Empathie:

    http://peds-ansichten.de/2015/04/vom-kriege-nach-clausewitz/

    Das Gefängnis der Menschen ist vor allem ein Geistiges.

    Viel Spaß Ihnen beim Lesen!
    Herzliche Grüße
    ped43z

    PS: Nehmen Sie vom Saker das Wertvolle mit, davon gibt es genug. Das andere ist nur Spiegel unseres Egos (ungeachtet dessen, dass ich Ihren Unmut natürlich nachvollziehen kann). 😉

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