Frisst die digitale Revolution ihre Kinder? Welche Verantwortung übernehmen wir Menschen für uns tatsächlich? In dieser kleinen Artikelreihe (hier gehts zum Eröffnungsteil) beschäftigt sich Gast-Autorin Anna Winter mit Markus Jansens Buch „Digitale Herrschaft – Über das Zeitalter der globalen Kontrolle und wie Transhumanismus und synthetische Biologie das Leben neu definieren“.


Das Erbgut als Stabilbaukasten

Beim Personal Genome Project (PGP) an der Harvard Medicine School z.B. sucht man 100.000 Freiwillige, die ihr Genom sequenzieren lassen. Das Genom soll dann zusammen mit Namen und Foto im Web veröffentlicht werden. Dass damit Daten, die im Prinzip genau so intim sind wie ein Bild der eigenen Genitalien, ins Netz gestellt werden und dass dies zu üblen persönlichen, ethischen und gesellschaftlichen Folgen führen kann, ist den beteiligten Naturwissenschaftlern und Geschäftsleuten egal (sie räumen aber ein, dass Kriminelle das Genom eines Individuums nachbauen könnten).

Immerhin könnte eine Genvariante, die mit bestimmten Krankheiten assoziiert wird, bei einer frei einsehbaren, nicht anonymisierten Datenbank dazu führen, dass diese Person privat oder beruflich Opfer von Diskriminierungen wird: Arbeitgeber stellen Mr. X nicht ein, weil sie befürchten, er würde irgend wann an Parkinson, Demenz … erkranken und der Firma als untaugliche Arbeitskraft auf der Tasche liegen. Frauen geben vielleicht gar nicht erst mit ihm aus oder brechen eine Beziehung ab, weil sie Angst haben, dass eine bestimmte Gensequenz, die auf ein Krankheitsrisiko hin weist, an die Kinder vererbt wird.

Somit könnte – nur ein paar Jahrzehnte nach dem Dritten Reich eine ganz neue eugenische Diktatur entstehen. Stellen wir uns noch einmal vor, der so genannten „Rassenhygiene“ des Dritten Reichs hätte diese Technik schon zur Verfügung gestanden: Möglicherweise wären noch viel mehr Menschen ermordet wurden, weil eine Genanalyse bei ihnen eine jüdische Abstammung nach gewiesen hätte, die der nur ein paar Generationen lange Ahnenpass noch verschwieg.

Auch die Techniken für Retortenbabys nach Maß stehen bereit: Das kalifornische Unternehmen 23andMe bereitet individuelle Genanalysen auf Bestellung an und hat 2013 ein Patent erhalten; auf eine

„Technik, die es auf Grund von genstatisitischen Berechnungen erlaubt, Keimzellen, also Eizelle und Spermium, hinsichtlich bestimmter gewünschter Eigenschaften eines im Labor erzeugten Babys, wie etwa Augen- und Haarfarbe auf einem eigens von 23andMe entwickelten Algorithmus, der das Kind auf Bestellung computertechnisch ermöglichen soll.“ [1]

Und, welch Überraschung, wer trat als Investor dieser besonderen Firma auf? Google.

Der Mensch und die Teile seines Körpers sind nur noch eine Ware unter anderen, die auf dem Markt gehandelt werden. George Church, der Initiator von PGP (s.o.) macht daraus keinen Hehl:

„Sie sollten Ihr Genom wie Ihr Mobiltelefon betrachten.“ [2]

Jansen berichtet von der kalifornischen Firma Savings and Clone, die zwischen 2000 und 2006 das Klonen von verstorbenen Haustieren anbot. Embryonen dienen beim Klonen als reines Wegwerfmaterial. Beim Klonen eines ausgestorbenen Steinbocks, dessen Erbgut man konserviert hatte, wurden 154 Embryos geklont, die in 44 Ziegen eingepflanzt wurden. Nur fünf Ziegen wurden schwanger, nur ein gesund scheinendes Tierbaby kam zur Welt. Allerdings war der Jubel der Wissenschaftler verfrüht. Ein paar Minuten nach der Geburt verstarb es wegen eines Lungendefekts.

Für Christen, Juden, Moslems und auch für viele Atheisten [bzw. Agnostiker] ist ein Embryo keine Spielball für Experimente. Der Mensch wird z.B. von gläubigen Katholiken bereits als ein Mensch angesehen, nach dem Eizelle und Spermium verschmolzen sind und darf daher weder abgetrieben noch für Retortenbabys oder Experimente geopfert werden.

Die Vorstellung, dass das Leben, selbst das Ungeborene, etwas Heiliges ist, das nicht einfach so getötet, manipuliert, nachgebaut werden darf, ist so etwas wie der natürliche Feind transhumanistischen Denkens. Für viele Christen ist es zudem undenkbar und eine schwere Sünde, künstliche Teile im Körper zu tragen, was mit den Plänen der Transhumanisten, den Menschen Chips und Hirnimplantate ein zu pflanzen völlig kollidiert. [a1]

So wundert es nicht, dass der transhumanistische Philosoph Stefan Lorenz Sorgner das „christlich-kantische Menschenbild, das immer noch vorherrscht“, bedauert und abgeschafft sehen will. [3] Die Vorstellung von Kant und den Humanisten, dass der Mensch Selbstzweck ist und nicht nach utilaristischen Gesichtspunkten betrachtet werden darf, ist logischerweise nicht kompatibel mit der Transformation der Menschen in Knetmasse für abenteuerliche genetische und technische Experimente einer kleinen Elite, die sich nicht von Verfassungen und Menschenrechten einschränken lassen will.

Ein philosophischer Trick, um den geplanten Eingriffen in Freiheit, Körper, Gehirn mehr Legitimität zu verleihen, besteht darin, die Grenzen zwischen Tieren und Menschen sowie Menschen und Maschinen als „ohnehin fließend“ zu beschreiben und weiter zu verwischen (z.B. unter dem Vorwand von Affenrechten). Das versucht erwähnter Herr Sorgner ganz ungeniert:

„Mit einer graduellen Unterscheidung zwischen Menschenaffen, Menschen und Posthumanen müssen wir auch eine neue Basis zur moralischen Betrachtung entwickeln. Hierbei kann [sic!] durchaus das Wort Menschenwürde noch eine Rolle spielen. Es sollte aber inhaltlich nicht an Merkmale einer Gattung gekoppelt sein.“ [4]

Die KANN-Formulierung sagt alles: Die Würde des Menschen ist längst zur Disposition gestellt, sie zählt nicht mehr wirklich.

Die geplante Kontrolle – „1984“ reloaded

Den Protesten von Christen und Bürgerrechtlern war es dann auch zu verdanken – so war es kürzlich in der Presse zu lesen – dass ein besonders perfides transhumanistisches Experiment in einer Region der USA vereitelt wurde. Dort wollte man anfangen, Neugeborenen RFID-Chips einzupflanzen. Dieser Technik widmet Jansen ein eigenes Kapitel, denn sie lässt sich einsetzen, um Menschen vollständig zu kontrollieren – sogar um sie zu töten.

Solche Chips können unter die Haut gepflanzt werden und erlauben es, aus der Ferne die jeweils gespeicherten Daten zu scannen. Dies kann benutzt werden, um eine Person zu identifizieren oder ihren Aufenthaltsort per (z.B.) GPS zu bestimmen – oder auch zum Bezahlen, wie es schon in einigen Diskos verwendet wird.

„Obige digitale Biometrietechniken, die immer enger mit dem menschlichen Körper verschmelzen, stellen das momentane Endstadium biopolitischer Kontrolle auf Basis der Personenidentifikation dar.“ [5]

Der Mensch ist hier kein Mensch mehr, kein Subjekt, sondern wird zum völligen Objekt, wird zur Diskette, zur Festplatte – und als solche unterliegt er völlig den Zwecken seiner Benutzer. Der Mensch als Mensch wird damit getötet. Der Mensch wird zur Nummer, nunmehr zu Bits und Bytes – das alles hatten wir schon einmal. [a2]

Mittels RFID-Chips könnte kein illegaler Flüchtling oder gesuchter Straftäter mehr entkommen. Auch politisch unliebsame Aktivisten könnten rasch gefunden und eingesperrt oder gefoltert und getötet werden.

Kriege 2.0

Doch sie könnten nicht nur zum Auffinden von Delinquenten, sondern sogar zur sofortigen Tötung zum Einsatz kommen. So soll ein saudi-arabischer Unternehmer versucht haben, in München ein Patent an zu melden – welches ihm zum Glück verweigert wurde: ein RFID-Chip, der eine Zyankalikapsel enthält. So kann der Träger des Chips bequem aus der Ferne per Knopfdruck zum gewünschten Zeitpunkt getötet werden. Ein Horrorfilm ist wahr geworden. [6]

Beim US-Militär arbeitet man an RFID-Chips mit integrierten Medikamenten oder Drogen, die dem kämpfenden Soldaten aus der Ferne gegen seinen Willen verabreicht werden können – z.B. wenn er müde wird oder friedfertig …

Diese Entwicklungen sprechen den Beteuerungen der Transhumanisten Hohn, sie würden die Welt zu einem besseren Ort machen wollen. Freilich ist das eine subjektive Sichtweise; aus Sicht eines Generalstabs ist eine Welt, in der man den Gegner per Knopfdruck statt Auge in Auge töten kann, vermutlich eine bessere Welt.

Die militärischen Verflechtungen der Transhumansiten, die auf struktureller, finanzieller, historischer und ideologischer Ebene bestehen, werden von Jansen detailliert heraus gearbeitet und sollen hier nicht näher verfolgt werden. Nur ein Teilaspekt – neben der häufigen Zusammenarbeit von Google, DARPA und NSA: Eric-Emmanuel Schmidt, Google-Chef und transhumanistischer „Avantgardist“, berät den US-Präsidenten und den britischen Premier in technischen Fragen. Sein Partner Jared Cohen, gehörte früher zum Planungsstab des US-Außenministeriums.

Der reine Volkskörper, befreit von Schwachen und Behinderten

Neben der militärischen Einbettung transhumanistischer Forschung, Praxis und Ideengeschichte macht Jansen auch auf die eugenischen Denkweisen und Traditionen aufmerksam, die im Transhumanismus weiter leben und zu neuer „Blüte“ gebracht werden. Schon der Name enthüllt dem Fachkundigen einen Zusammenhang:

Der Name Transhumanismus wurde von Julian Huxley geprägt, einem fanatischen Eugeniker und Sympathisant des NS-Regimes. Allerdings soll er nach 1945 bedauert haben, dass die schönen eugenischen Ideen nun durch Krieg und KZs erst mal für einige Jahrzehnte unpopulär geworden seien. Jansen beschreibt Huxleys Utopie so:

„Nicht einzelne Individuen sollten sich sporadisch optimieren, sondern die menschliche Spezies als ganze. Wenn genug Menschen sich zum Transhumanismus, ein neuer Glaube, bekennen, stünde die Menschheit an der Schwelle zu einer neuen Art von Existenz und erfülle so bewusst ihre Bestimmung. Für Huxley war die Stunde angebrochen, in der das Universum selbstbewusst wird.“ [7]

Dabei habe Huxley für positive wie negative Eugenik plädiert:

„Genetisch defekte Typen sollten von der Fortpflanzung ab gehalten werden, z.B. durch Sterilisation, und zugleich sollten Menschen mit besonders gutem Erbgut zur Fortpflanzung zusammen gebracht werden.“ [8]

Zurück zur Gegenwart. Der Londoner Genetiker Armand Leroy wird von Jansen mit den Worten zitiert:

„Alle Kinder in der industriealisierten Welt sollen im Reagenzglas gezeugt werden, denn es ginge darum die Zahl der Mutationen zu begrenzen und die schlimmsten zu verhindern.“ [9]

Genau so sieht die Gesellschaft aus, die Aldous Huxley in dem berühmten Roman „Brave new world“ ausgemalt hat: Alle Menschen werden durch künstliche Befruchtung gezeugt; durch Sex, der nur noch promiskuitiv praktiziert wird. Da Paarbildungen und Romantik verboten sind, wird man nicht mehr schwanger. Nur in einer Art Wildnis, weit ab von den urbanen Zentren, leben noch ein paar echte Mütter – die als Abschaum und eklig gelten. Aldous Huxley hat seinem Bruder bei der Schilderung seiner Vision offenbar genau zu gehört.

Dabei sind die Äußerungen von Leroy durchaus kein Einzelfall. Der schon erwähnte transhumanistische Vordenker Sorgner erwiderte, als er mit der ablehnenden Haltung der Mehrheit des deutschen Volkes gegen über genetischer Auslese konfrontiert wurde:

„Diese Einschätzung teile ich nicht, da genetisches Enhancement nicht notwendiger Weise moralisch verwerflich sein muss. In der englisch sprachigen Welt  spricht etwa Julian Savulecu sogar von einer moralischen Pflicht, bei der In-Vitro-Sterilisation das Kind aus zu wählen, das die größte Wahrscheinlichkeit auf ein gutes Leben hat.“ [10]

Später versuchte er sich in einer Relativierung, als er sagte: „Eine solche Eugenik wie zu Hitlers Zeiten wollen wir natürlich nicht.“ Aber Eugenik eben schon. Noch deutlicher wurde der Genetiker und Nobelpreisträger Dr. James Watson, der mit dem Modell der DNA als Doppelhelix die moderne Biologie revolutionierte:

„Es gäbe Gene, die kein sinnvolles Leben zu lassen.“ [11]

Ein nicht sinnvolles Leben ist für ihn eines ohne Zukunft:

„Eine Chance darauf, einmal heiraten zu können, einmal als gleichberechtigt akzeptiert zu werden. Hitler sagte: „Töte alle, die diese Chance nicht besitzen.“ Ich meine, sie sollten gar nicht erst geboren werden.“ [12]

Ist das also das so genannte „humanistische“ Ideal der Transhumanisten? Wo bleibt der Aufschrei – in einer Gesellschaft, deren politisch korrekte Teile sonst nicht davor zurück schrecken, eine Person, die einmal einen Schwarzen als Neger bezeichnet hat, einer braunen Gesinnung zu bezichtigen?

Jansen befürchtet:

„Es ist offensichtlich mittlerweise sozial akzeptabel, wenn nicht hoffähig geworden, harte eugenische Positionen in der Öffentlichkeit zu propagieren und breite Unterstützung zu finden […] Eiskalt und berechnend.“ [13]

Als letztes Beispiel der neueren Zeit diene eine weitere Äußerung Watsons, die in ihrer Unverblümtheit fast unglaublich scheint:

„Sehen Sie, wäre Hitler nicht Hitler gewesen, hätte es eine ehrliche Debatte über einige seiner Eugenik-Ideen zu fürchterlich missgestalteten Kindern gegeben.“ [14]

Jansens Buch schärft den Blick für die unbequeme Tatsache, dass Träger einer eugenischen Position, die letzten Endes die Selektion und Vernichtung „schlechter Erbmasse“ durch die Nazis mit gleichen und anderen Mitteln fortführen wollen, nicht in jedem Fall Springerstiefel tragen müssen oder mit reißerischen xenophoben Parolen auf den Marktplatz stellen:

„Es wäre zu kurz gegriffen und zu naiv, wenn man meinte, dass der Transhumanismus irgend wann einmal eigene Formen der Eugenik hervor brächte. Tatsächlich IST der Transhumanismus eine Variante der Eugenik im 21.Jahrhundert, in der eine technologisch und genetisch optimierte Version 2.0 des homo sapiens an die Macht kommen soll und markiert damit den Riss, der durch die menschliche Gattung geht. Eine sehr kleine Minderheit, die digitale Elite, die über entsprechende Mittel an Geld und Macht, an Wissen bzw. Informationen verfügt, bringt für ihre Interessen ihr Welt- und Menschenbild die Insignien des Transhumanismus in vollen Anschlag und treibt auf diese Weise die kapitalistischen Ausbeutungs-Mechanismen bis in die genetische Ausstattung des Menschen und sein Gehirn. Das transhumanistische Projekt Googles ist in der Tat das größte Menschen-Experiment aller Zeiten, in seiner globalen Dimension quantitativ umfassender als das Christentum oder die totalitären Politiken des 20.Jahrhunderts. Jeder, der Google-Dienste nutzt, nimmt daran teil – ob freiwillig oder nicht, ob wissentlich oder unwissentlich.“ [15]

Teil 4 (und Ende) folgt


Anmerkungen

[a1] Manche, wie die Zeugen Jehovas, lehnen auch Bluttransfusionen ab, weil das Blut mit der Seele verbunden sei.

[a2] s.a. Götz, Aly; Die restlose Erfassung – Volkszählen, Identifizieren und Aussondern im Nationalsozialismus

Quellen

[1] Ellen Ivitz; 5.10.2013; http://www.stern.de/panorama/kinder-aus-dem-katalog-us-unternehmen-erhaelt-patent-fuer-designer-babys-3312454.html

[2] Michael Lange, 25.6.2010; http://www.deutschlandfunk.de/george-church-der-mann-der-das-genom-fuer-jedermann-fordert.676.de.html?dram:article_id=27539

[3][4] Hirnschrittmacher für alle, 8.5.2013; http://www.zeit.de/2013/20/transhumanismus-philosoph-stefan-lorenz-sorgner

[5][7-15] Digitale Herrschaft. Über d. Zeitalter d. globalen Kontrolle u. wie Transhumanismus u. syn; Markus Jansen; 2015; Schmetterling-Verlag; ISBN 3-89657-076-5; http://www.schmetterling-verlag.de/page-5_isbn-3-89657-076-5.htm

[6] Compact-Magazin, Ausgabe 5/2016

[Titelbild] Autor: TimHaynes; Datum: 2016-04-17; Quelle: flickr.com_Lizenz: CreativeCommons; Bearb. d. Peds Ansichten

 

Von Ped

Ein Gedanke zu „Die Globalisierung und der Transhumanismus (3)“
  1. Das sind sehr wichtige, heutigen Generationen angstmachende Informationen und Diskussionen, für die ich mich bedanken möchte, denn ich kann nicht alle Bücher dieser Welt selbst lesen und bin auf die Interpretation anderer Menschen angewiesen, die mir unbedingt Wissensnotweniges aufbereiten können.

    Egal, in welches Fach man mich nun steckt, nach meiner Logik und Lebenserfahrung sind grundsätzlich zwei Erkenntnisse im Umgang mit den aufgezeigten Perspektiven wichtig:
    Erstens
    Diese Entwicklung und ihre Anwendungen werden unweigerlich auf die menschliche Gesellschaft und das jeweilige Individuum zukommen. Man kann es nur verzögern, aber nicht verhindern. Der Faust’sche Trieb in uns Menschen wird vor keiner Erkenntnis, vor keiner Möglichkeit ihrer Anwendung halt machen. Er wird zögerlich sein und aufgehalten werden, aber der Mensch wird diesen Weg zu Ende gehen.
    Und das seltsame ist, daß die Menschheit diesen Weg am Ende mitgehen und zu ihrem Alltag machen und damit zufrieden und glücklich sein wird. Es wird Teil der Evolution des Menschseins sein, in die der Mensch zielgerichtet in das Menschsein eingreifen wird, wie in andere Naturprozesse auch. Die Grenzen dessen, zu was der Mensch je fähig sein wird, sind nicht vorauszusehen, wenn wir davon ausgehen, daß er verantwortungsvoll handelt.
    Voraussetzung für die Nützlichkeit für uns Menschen und die menschliche Gesellschaft ist jedoch
    Zweitens:
    Eine kapitalistische Gesellschafts- und Wirtschaftsform ist nicht in der Lage, den ungezügelten Triebkräften, die auf eine Maximierung von Macht und Gewinn aus ist, Einhalt zu gebieten. Die im Artikel angedeuteten Möglichkeiten der umfassenden Einflußnahme auf den Menschen im für ihn nützlichen wie zerstörerischen Sinn, werden am Ende die Menschheit und ihre Existenzbedingungen vernichten. Man kann diese düstere Vorhersage zur Zukunft des Kapitalismus in vieler Hinsicht und mit gleicher Aussage begründen, was jedoch nicht die Aufgabe dieses Beitrages ist.

    Stellen wir zusammenfassend fest: Die Erkenntnisse und Entwicklungen, die uns zum Beispiel auch mit dem Transhumanismus bekannt werden, haben den Keim zum Nutzen und zum Schaden der Menschheit. So ist es bei fast jeder Entwicklung, die man z.B. militärisch, zur Unterdrückung und Ausbeutung des Menschen oder aber zu einer Lebensverlängerung bei geistiger und körperlicher Gesundheit nutzen kann.
    Wir Menschen sind an der Schwelle angelangt, wo man die gesellschaftliche Entwicklung in jeder Hinsicht (Forschung bis Anwendung) nicht mehr einer anarchisch, ohne demokratische Einflußnahme herrschenden Schicht überlassen kann. Wir brauchen einen starken Staat, welcher die ungeheuren Triebkräfte und gottähnlichen Möglichkeiten, welche unsere Entwicklung bestimmen, bändigt und zum ausschließlichen Nutzen der Menschheit wirken läßt.
    Nur damit werden sich die heute denkbaren Katastrophen und Verbrechen vermeiden lassen.
    Es wird ohnehin unter beaufsichtigten Verhältnissen nie alles so umfassend anwendbar sein, was technisch möglich wäre. Wir können zwar zum Mond fliegen, aber wer kann es sich leisten oder wer möchte es überhaupt? Es wird eine Ausnahme bleiben. Und so geht es mit sehr vielen medizinischen Errungenschaften und anderen Dingen.
    Auch sollte man bedenken, daß die im Artikel genannten Möglichkeiten eine große gesellschaftliche Errungenschaft sein KÖNNEN, WENN …. Und wir können uns wieder einmal, wie zu jedem Beginn einer neuen Entwicklungsstufe, vieles nicht richtig vorstellen und haben unbändige, berechtigte Angst davor. Angst wegen eines unabsehbaren Mißbrauchs im Kapitalismus. Angst, weil es unseren anerzogenen Ethik- und Moralvorstellungen widerspricht.
    Heute KANN man sich zeigen lassen, welch ein Geschlecht das Kind haben wird. Nicht Jeder will es wissen. Aber man KANN es erfahren. In Familien, wo schlimmer Erbkrankheiten auftreten, ist es doch zweifellos sinnvoll, diese bei der Zeugung eines Kindes zu vermeiden, indem man die Hilfe der Wissenschaft nutzt. Warum soll ein behindertes Kind geboren und zeitlebens benachteiligt sein müssen, wenn man es verhindern kann? Denken wir lieber über die gesetzlichen Zwänge nach, welche einen Mißbrauch solcher Möglichkeiten verhindern, welche also Höchststrafen (für solche Bastarde wäre ich auch für die Todesstrafe!) darauf setzen, wer damit Menschen für militärische Zwecke züchtet und ähnliches.
    Also keine Panik, sondern gezieltes Herangehen an die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, welche genau solches Teufelswerk gestatten, ermöglichen bzw. direkt zum Ziel haben.
    Bis die Menschheit in der Lage ist, ihre gesellschaftliches Zusammenleben ebenso zu revolutionieren, wie sie es mit technischen Dingen perfekt beherrscht, unterstütze ich den Kampf gegen derartige gefährliche Entwicklungen wie den Transhumanismus und ähnlich satanischen Atombomben der Nano-, Micro- und Genforschung.

    Danke an Ped für solche Gastbeiträge und natürlich an Anna Winter. Gruß von adolfkurt

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