Reporter ohne Grenzen hat seinen Jahresbericht verfasst – in dem man Julian Assange vergeblich sucht.


Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) mag im Einzelnen wichtige Arbeit leisten, doch im großen Rahmen sieht sie sich eingebettet in den guten, demokratischen Wertewesten und sucht die dunklen Flecken vorrangig außerhalb – dabei folgsam den vorgegebenen Narrativen folgend. Das lässt sich auch sehr schön an deren Jahresbericht erfassen, der im Dezember 2019 veröffentlicht wurde (1).


Dieser mit der Brille der Guten verfasste Bericht fand selbstredend seinen Weg in die Massenmedien und damit auch zur ARD-Tagesschau (2). Dass sich ROG aber löblicherweise nun endlich auch mit dem Fall des Journalisten Julian Assange befasst, findet dagegen dort – bei der ARD – als Neuigkeit keine Erwähnung (3). Wer reicht heutzutage dem ARD-Redakteur die als Nachricht zu betrachtende Information? Ist er überhaupt noch selbst aktiver Part von Informationsbeschaffung?

Die Nachdenkseiten haben vor Kurzem ein Interview mit Matthias Bröckes geführt, der seinerseits zuvor John Shipton getroffen hatte.

John Shipton ist der Vater von Julian Assange. Er berichtete zum Gesundheitszustand seines Sohnes und bezog sich dabei explizit auf die auch bereits an dieser Stelle thematisierte Verhandlung Ende Oktober, bei der Assange in einer bestürzenden gesundheitlichen Verfassung erlebt werden durfte. Matthias Bröckers hat sich mit John Shipton unterhalten:

Zwei Tage vor unserem Treffen hatte er [John Shipton] ihn im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh besucht. Gesundheitlich geht es ihm nach wie vor sehr schlecht, er hat stark abgenommen und wird auf der Krankenstation isoliert. Sogar den Besuch des Gefängnisgottesdiensts – die einzige Möglichkeit für Gefangene in Isolationshaft, einmal in der Woche andere Menschen zu sehen – wurde ihm untersagt. Dass er bei dem Gerichtstermin Mitte Oktober einen völlig verwirrten Eindruck machte und sich nur schwer an seinen Namen erinnern konnte, hatte damit zu tun, dass man ihn nach der Leibesvisitation in eine „hot box“ gesteckt und dann in den Gerichtssaal gebracht hatte.“ (4)

Aufmerksamkeit ist gefragt, liebe Leser. Wir können diesem Zitat außerordentlich bedeutsames entnehmen!

Kennen Sie den Film „Das Experiment„? In diesem wird ein perfides Werkzeug vorgestellt, um Gefangene ihres Willens, ihrer Orientierung und damit klaren Denkens zu berauben. Es handelt sich um eine schwarze Kiste, in die der zu „Behandelnde“ gesteckt und längere Zeit gefangen gehalten wird – gern auch über mehrere Stunden hinweg. Im Grunde nichts anderes beschreibt diese suspekt klingende „hot box“. Als Matthias Bröckers den Begriff vernahm, war er erst einmal irritiert:

„Eine „hot box“?“

John Shipton:

Eine Foltermethode, die so genannt wird, wenn Gefangene bei hohen Temperaturen in einem Raum oder einer Art Kiste isoliert werden. Ich habe nicht genau nachgefragt, um was es sich dabei handelte. „Sie steckten ihn in eine hot box, wie die Gefangenen das nennen“, erzählte sein Vater. „Er wusste deshalb im Gericht erstmal gar nicht, was geschieht und wo er war.“ (5)

Auch wenn Größe und Ausgestaltung dieser „hot box“ sicher anders ist, als im oben erwähnten Film, so ist doch die beabsichtigte Wirkung die Gleiche! Der Film „Das Experiment“ ist nun aber keine reine Fiktion. Er nahm Bezug auf ein tatsächlich stattgefundenes Experiment, welches die Stanford-Universität im US-Bundesstaat Kalifornien durchführte – das so bekannt gewordene Stanford-Prison-Experiment. Bekanntermaßen wurde das Experiment nach sechs von 14 Tagen vorzeitig abgebrochen, da es völlig außer Kontrolle geriet (6).

Stellt sich die Frage: Wie kommt eine altehrwürdige, angesehene Universität auf die Idee, auf dem eigenen Gelände solch ein Experiment durchzuführen? Ein Experiment, in dem die Probanten zuvor per Vertrag verklausuliert dem angeblich teilweisen, aber eigentlich vollständigen Verlust ihrer staatsbürgerlichen Rechte zustimmen?

Wer jetzt Verschwörungen wittert, der liegt genau richtig!

Oder meint der Leser, das im Vorfeld praktizierte Wegschließen eines noch nicht einmal wegen eines nachgewiesenen Verbrechens festgehaltenen Gefangenen in einen kleinen, vollständig abgedunkelten, abgeschlossenen Raum entspringt einfach nur der Fantasie von Angestellten eines „normalen“ Gefängnisbetriebes?

Natürlich nicht – mehr als offensichtlich geht es hier um psychologische Methoden, um den Willen eines Menschen zu brechen, ihn als Gegner vollständig auszuschalten. Wer heutzutage noch immer glaubt, der Tiefe Staat entspringt Hirngespinsten, der möge schön weiter träumen. Denn die bei Julian Assange angewandten Methoden stoßen uns regelrecht auf dessen Existenz. Was den Tiefen Staat so heimtückisch macht, ist, dass er nicht auf den Prinzipien des demokratischen Rechtsstaates aufbaut, sondern sich deren skrupellos bedient.

Es gibt da ein über Jahrzehnte betriebenes Programm des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA, genannt MKultra beziehungsweise MK-Ultra oder auch MKULTRA. Ins Leben gerufen wurde es vom langjährigen CIA-Chef Alan Dulles, empfohlen von dessen späteren Nachfolger an der Spitze der CIA, Richard Helms. Ganz präzise richtete es sich auf den „geheimen Einsatz biologischer und chemischer Stoffe“ (7).

Bei diesem Programm ging es um den Einsatz von Mitteln zur wunschgemäßen Bewusstseinsveränderung (Mind Control) und die Wahl der Mittel reduzierte sich keinesfalls nur auf biologische und chemische Stoffe. Es ging um psychologische Manipulation der Opfer und hierfür wurden „Experten“ von Bildungseinrichtungen hinzugezogen, so zum Beispiel der Psychiater James Hamilton von der Stanford-Universität (8). Eine gewisse Einstellung an grenzenlosen Fortschritt glaubender Wissenschaftler, die beinhaltet, „das alles geht, was vorstellbar ist“, ließ und lässt sich dabei hervorragend ausnutzen.

Ihre Forschungen führte die CIA selbstredend zu den eng mit den US-amerikanischen Machteliten gekoppelten Elite-Universitäten. In diesen gehobenen Kreis gehört die Stanford University auf jeden Fall (9). Bei dieser holen sich heute Konzerne wie Google, HP und Yahoo ihr zukünftiges Management-Personal. Stanford steht da nicht exklusiv, denn mindestens weitere 43 Universitäten, andere Bildungseinrichtungen und zusätzlich Pharmakonzerne wie auch Kliniken waren Auftragnehmer und damit auch Zahlungsempfänger der CIA – und das nur im Rahmen von MKULTRA (10).

Das Stanford-Prison Experiment fand im Jahre 1971 statt, doch Kontakte zur CIA mit Bezug auf MKULTRA hatte Stanford bereits mindestens seit dem Jahre 1961 (11) und wir sollten nicht so naiv sein, zu glauben, dass die Ergebnisse dieser Forschungen nicht Einzug in das praktische Tun westlicher Geheimdienste gefunden hätten. Vielmehr ist genau das, was mit Assange geschieht, in bedrückender Weise in den Forschungen von MKULTRA wie auch in der überspitzten filmischen Darstellung von „Das Experiment“ wieder erkennbar.

Es beunruhigt mich zutiefst, dass die Journaille der Meinungsführerschaft offenbar nicht einmal mehr in der Lage ist, solche Mechanismen wie auch deren Gefährlichkeit für unsere Gesellschaften und letztlich auch sie selbst – die Journalisten – zu erfassen.

Bitte bleiben Sie schön aufmerksam.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.

(1) 17.12.2019; https://www.reporter-ohne-grenzen.de/pressemitteilungen/meldung/weltweit-389-medienschaffende-im-gefaengnis/

(2) 24.12.2019; https://www.reporter-ohne-grenzen.de/pressemitteilungen/meldung/julian-assange-sofort-freilassen/

(3) https://www.tagesschau.de/suche2.html?query=Reporter+ohne+Grenzen&sort_by=date; abgerufen: 26.12.2019, 14:10 Uhr

(4,5) 12.12.2019; https://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=57054

(6) 2018; Saul McLeod; https://www.simplypsychology.org/zimbardo.html

(7,8) 09.04.1979; https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40350520.html; Primärquelle: John Marks: „The Search for die Manchurian Candidate“; 1979, Timen Books, New York; 242 Seiten;

(9) https://purl.stanford.edu/xf259xw8228; entnommen: 26.12.2019

(10) 10.08.2019; Marcia Wendorf; https://interestingengineering.com/the-cias-mind-control-and-lsd-program-mk-ultra

(11) https://stacks.stanford.edu/file/druid:xf259xw8228/SC0860_b1_f2.pdf; abgerufen: 26.12.2019

(Titelbild) Gefängnis, Zelle, Haft, Gefangen; Autor: Ichigo121212 (Pixabay); 28.8.2014; https://pixabay.com/de/photos/gef%C3%A4ngnis-gef%C3%A4ngniszelle-553836/; Lizenz: Pixabay License

Von Ped

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