Der „Klassiker“: Ein Häuslebauer hat nicht genug Eigenkapital um das neue Heim zu finanzieren. Er ist gezwungen einen sogenannten Hypothekenkredit aufzunehmen um den Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen. Spielen die Banken hier die ehrbare Rolle des Treuhänders und Sachwalters, die von ihnen erwartet werden darf?


Die Aufgabe der Banken

Sieht man die Funktion der Banken in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext, kann man eine ihrer Hauptaufgaben so beschreiben:

  • Bereitstellung liquider Mittel (Kredite) zur Förderung einer der Gesellschaft dienenden Wirtschaftstätigkeit
  • Bremsen der Kreditbereitstellung um eine die Gesellschaft schädigende übermäßige Wirtschaftstätigkeit zu unterbinden oder zumindest zu hemmen

In diesem Sinne handelt eine Bank kooperativ, einer gemeinschaftlichen Sache verpflichtet und in diesem Sinne besteht die Hauptaufgabe der Bank NICHT darin, Profit zu machen (ohne zu vernachlässigen, dass die Bank im Zuge ihrer dem Gemeinwohl dienlichen Leistung natürlich Anspruch auf ein angemessenes Entgeld hat).

An dieser Stelle soll nicht Für und Wider des zinsbasierten Geldsystems (was immer noch etwas anderes als das aktuelle auf Zinseszins basierendem Geldsystem ist) erwogen werden. Wenn aber Zinsen Bestandteil eines Finanzsystems sind, dann sollten sie – zum Wohle der Gesellschaft – als Hebel wirken um, Kredite teurer oder billiger zu machen. Auch das Attribut „Wohl der Gesellschaft“ wird hier nicht diskutiert (z.B. ob stetiges Wirtschaftswachstum wirklich gut für ein Gemeinwesen ist), es geht einzig um die Funktion, Kredite zu regulieren.

Wenn also die Funktion des Zinses (Steuerung der Kreditaufnahme) funktionieren soll, dann darf der Zins parallel dazu einem Zweck auf gar keinen Fall dienen: der Profitmaximierung des Kreditinstituts! Denn sonst wird der gesamtgesellschaftliche, soziale Gedanke (und dem kann eine Bank sehr wohl gerecht werden) dem Egoismus elitärer Gruppen und der mit ihnen verbundenen Privatpersonen unterliegen. So gesehen, ist schon zu hinterfragen, warum eine Aufgabe dieser gesellschaftlichen Tragweite von privaten Instituten übernommen wurde.

Das Handeln der Banken

In einer Gesellschaft, in der das Eigeninteresse philosophisch, idelogisch und medial über das Gemeinwohl gestellt wird – mit der Begründung ein solches Interesse hätte die „Natur“ in sich, letztlich trotzdem zum Wohle anderer zu sein, kann es nicht verwundern, dass gerade der Finanzsektor zu einem Machtinstrument verkommt und so von einem überbordenden Egoismus, von Raffgier beherrscht wird und oben benannte Funktion, nämlich der Gesellschaft zu dienen, reine Makulatur ist.

Im Jahre 2010 (zwei Jahre nach Ausbruch der weltweiten Finanzkrise) wunderte sich „Die Zeit„, dass Banken, obwohl sie sich Geld praktisch zum Nulltarif von der Europäischen Zentralbank (EZB) leihen konnten (und dies auch taten), keine zinsgünstigen Kredite am Markt anboten:

„Jetzt, in der Krise, hat er [EZB-Chef Jean-Claude Trichet] den Banken das Leben so leicht gemacht wie möglich. Sie können sich praktisch kostenlos mit dem Zentralbankgeld versorgen. Diese Möglichkeit nutzen sie auch. Mit Stand der vergangenen Woche haben sich die Kreditinstitute in der Euro-Zone 537 Milliarden Euro von der EZB geliehen. Doch sie verarbeiten den Rohstoff nicht weiter zu neuem Geld. Vielmehr deponierten sie 213 Milliarden gleich wieder bei der EZB. Es ist ihnen zu riskant, der Industrie für geringe Zinsen mehr Kredite zu gewähren. Und das Geld an andere Finanzhäuser auszuleihen, trauen sie sich auch nicht – aus Angst vor neuen Bankenpleiten. Da also endet Trichets Macht. Sosehr er sich auch bemüht, in der Wirtschaft entsteht kein frisches Geld. Im Boom zuvor hatte er einen erheblich höheren Preis für das Geld verlangt – und die Banken haben trotzdem wie wild neue Kredite vergeben und so riesige Mengen Geld unter die Leute gebracht.“ [1]

Die Zeit“ war in ihrer Analyse ratlos. Sie urteilte, es war den Banken prinzipiell zu riskant, zinsgünstige Kredite zu vergeben. Und konnte das nicht so recht mit der Tatsache vereinen, dass die Banken vor der Finanzkrise ohne Scheu weitaus riskantere und zinsbelastetere Kredite ausgaben, dabei die mangelnde Kreditwürdigkeit vieler Kunden offensichtlich ignorierend, was ganz besonders auffällig in der Subprime-Krise wurde, in der man massenhaft Kredite auf Immobilien vergab. Warum taten die Banken das, war ihnen das Ausfallrisiko nicht bewusst? War es schlicht Gier?

Hypothekenkredite als Betrugsmodell

„Der Wahnsinn nahm zuletzt seinen Ausgang in den USA , in Großbritannien und auch in Spanien. Überall dort, wo in den Boomjahren mit Krediten kaum noch Maschinen gekauft wurden, sondern Häuser. Diese Häuser dienten als Pfand für noch mehr Kredite, mit denen noch mehr Häuser gekauft wurden. Auch die Commerzbank war bei dem großen Spiel dabei. Der Preis für Immobilien stieg und stieg, die Verschuldung stieg und stieg – bis irgendwann allen klar wurde, dass die Kredite die tatsächlichen Werte weit übertrafen. Und peng! In Spanien heißt „peng!“ heute, dass die Sparkassen, die besonders viele Immobiliendarlehen vergaben, faule Kredite von 48 Milliarden Euro abschreiben müssen – mehr als fünf Prozent dessen, was sie insgesamt verliehen haben. Auch deutsche Banken sind betroffen, haben sie doch mehr als 200 Milliarden Euro in Spanien ausstehen.“ [2]

Das Problem wird hier ausschließlich aus Sicht der Banken beschrieben. Dass dahinter massenhaft menschliche Schicksale außerhalb der Bankenwelt stehen, wird, auch anderswo in den Mainstream-Medien kaum beleuchtet. Viele Menschen in den USA haben mit ihrer Insolvenz nicht nur einfach eine oder mehrere Immobilien verloren (wenngleich es natürlich auch solche Fälle gibt), nein, sie verloren ihr Heim, wurden obdachlos, sie stehen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße. Was hellhörig machen sollte, ist die Passage:

„Diese Häuser dienten als Pfand für noch mehr Kredite, mit denen noch mehr Häuser gekauft wurden. Auch die Commerzbank war bei dem großen Spiel dabei.“

Damit sind wir wieder bei der eingangs des Artikels formulierten Aufgabe der Banken. Moral wird von Medien und Politikern aller Orten gefordert und gepredigt, andere Staaten stehen permanent am Pranger der Moralapostel, aber wie verlogen dieses Gebaren ist, erkennt man, wenn man den Umgang von Poltikern und Medien mit den Praktiken der Geschäftsbanken (GB) betrachtet. Es ging den GB nicht darum, die potenziellen Käufer zu beraten, Risiken aufzuzeigen und – wenn vernünftig – die notwendige Liquidität zu einem angemessenen Preis bereit zu stellen.

Es ging ihnen darum, Kredite mit Zinsforderungen zu generieren. Und von Anfang an zielte das Begehren auf die Immobilie an sich, da sie als Ausfallrisiko in den Büchern der Kreditinstitute eingetragen wurde und so deren Bilanz verbesserte – und vor allem natürlich auf die reine Krediterstellung als solches, um das neu entstandene Buchgeld in neue Finanzprodukte zu verpacken und auf den Markt zu werfen.

Mit der Vergabe des Hypothekenkredits findet bekanntermaßen eine Bilanzverlängerung in Aktiva und Passiva der Bank statt. Obwohl die Bank den entsprechenden Kredit faktisch aus dem Nichts geschaffen hat, ist sie plötzlich auf einen echten materiellen Wert (die Immobilie) anspruchsberechtigt, wenn der Kredit aufgrund Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers platzt. In diesem Fall wird eine Bilanzverkürzung besonderer Art in Aktiva und Passiva stattfinden. Eventuelle Forderungen des Kreditnehmers auf Bargeld (auf dessen Girokonto) werden gestrichen. Das Buchgeld verschwindet allerdings nicht, es bleibt dem Geldkreislauf erhalten.

Aus dem Kredit wird nun in den Aktiva die Immobilie, welche in das Eigenkapital der Bank übergeht! Außer der Kreditbereitstellung und gewissen allgemeinen Buchungskosten hat die Bank zuvor keinerlei reale Wirtschaftsleistung erbracht, die man mit dem der Immobilie innewohnenden vergegenständlichten Wert annähernd vergleichen könnte. Die Akteure der Banken handeln in vollständigem Egotismus, in dem sie einfach ausblenden, welche dramatischen, menschlichen Konsequenzen mit dem Verlust des Heimes für den überwältigenden Teil der Menschen verbunden sind. Das also soll auch die alternativlose Zukunftsvision menschlichen Handelns sein?:

„Aus Sicht der Kreditinstitute bestand kein Problem, Hypo­thekenkredite auch an solche Bürger zu vergeben, deren aktuelle und erwartete Einkommenssituation unzu­reichend war, um die Zins- und Kreditrückzahlungen auch bei veränderten Zinskonditionen in den Folgejahren zu gewährleisten. Die Mög­lich­keiten, die als Sicherheit bereitstehenden Im­mobilien zu verwerten, reichten für die Kreditvergabe aus.“ [3]

Es genügen den Banken also „die Möglichkeiten, die als Sicherheit bereitstehenden Immobilien zu verwerten“. Das ist purer Zynismus, Eigennutz ohne jede Rücksicht auf menschliche Schicksale!

Die Tricks bei der Kreditvergabe

Dass es nicht so weit hergeholt ist, den Banken zu unterstellen, gezielt die Enteignung von Bevölkerungsschichten zu betreiben, stützen die folgenden Tatsachen.

Traditionell ist die Finanzierung einer Immobilie (in den USA) an feste Zinsen in einem langfristigen Vertrag (z.B. 30 Jahre) gebunden. Besonders Kreditnehmer, die eher geringe Einkommen und damit Probleme bei der Tilgung bekamen, wurden vielfach freiwillig (durch Täuschung) oder ihre Notlage ausnutzend in diese Falle gelockt:

„Im Fall eines Zinsrückgangs auf den Hypo­theken­märkten kann ein Kreditnehmer seinen Hypothekenkredit vorzeitig aufkündigen und zu den günstigeren Zinskonditionen weitgehend kostenfrei einen neuen Vertrag abschließen. Die hohe Flexibilität auf dem US-Hypothekenmarkt verteuert allerdings a priori die festverzinsliche Immobilienfinanzierung in Abhängigkeit von der Laufzeit um ca. 0,5 bis 1,2 Prozentpunkte.“ [4]

Die allgemeine langfristige Verteuerung des Kredits ist aber nicht der einzige Beleg, um den Kunden zusätzlich auszupressen, wobei hier der Abgrund des Zinseszinssystems offenbar wird:

Variabel verzinsliche Hypothekenkredite (ARMs = adjustable rate mortgage) sind hybride Produkte, sie kombinieren variable und feste Verzinsungen. Zwei Drittel aller ARMs sind sog. „2/28“-Hypotheken. Bei einer Laufzeit des Hypothekenkredits von 30 Jahren wird für die beiden ersten Jahre ein Festzins vereinbart, der dann in eine variable Verzinsung umgewandelt wird. Die ARMs werden dann monatlich an die Zinsentwicklung auf den Geldmärkten angepasst, wobei unterschiedliche Geldmarktsätze als Referenz herangezogen werden können. Der ur­sprüng­liche Festzins lag häufig unter der markt­üblichen Verzinsung (Lockangebot; teaser rate). Beim Übergang zur variablen Verzinsung kann – bei zwischen­zeitlich veränderten Konditionen auf den Geldmärkten – ein Zinsschock auftreten, auch wenn in den Kreditverträgen häufig Zins­obergrenzen (caps) vereinbart wurden, die den Kredit­nehmer vor einem raschen und scharfen Anstieg der Zinssätze schützen sollten.“ [5]

Viele Finanzmagnaten, einschließlich solcher Leute wie Bernd Bernanke (Fed-Vorsitzender seit 2006), Alan Greespan (zuvor Fed-Vorsitzender), Multimilliardär Warren Buffet (CEO von Berkshire Hathaway), Lloyd Blankfein (CEO von Goldman Sachs) und Charles Prince (ehem. CEO von Citi Group) beteuerten hoch und heilig, dass die Krise nicht vorhersehbar war. [6] Man muss vermuten, dass sie allesamt gelogen haben, denn:

„Die Mehrzahl der hybriden Hypotheken­kredite trat in der zweiten Hälfte 2007 und im Jahr 2008 in die Phase der variablen Verzinsung ein, die durch ein deutlich höheres Zinsniveau auf den US-Geldmärkten geprägt war.“ [7]

Es war also völlig klar, dass in genau diesem Zeitraum eine enorm große Zahl von Kreditnehmern durch den sogenannten Zinsschock schwer getroffen werden würden – und so kam es auch. Und: selbstverständlich wussten das die Banken! Schließlich wurden sie direkt aus der „Bank der Banken der Banken“, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), in der alle Zentralbanken durch Gouverneure vertreten sind, schon im Jahr 2006 ausdrücklich vorgewarnt:

William White, bis 2008 Chefökonom der BIZ hatte – wie seine Vorgänger und Nachfolger bei der BIZ – einen fast unbegrenzten Zugriff auf den Datenfluss aller Notenbanken. Quasi live beschrieben er und sein Team auch, wie die Niedrigzinspolitik der Federal Reserve den Akteuren auf den Finanzmärkten immer riskantere Wetten ermöglichte.

„Bereits 2003 warnte der kanadische Ökonom so vor dem „exzessiven Wachstum von Kreditvolumen und Vermögenswerten“. Im Frühjahr 2006 ließ White die Warnung vor der „Anfälligkeit der Kreditmärkte“ schließlich offen in den Jahresbericht der Bank schreiben. Insbesondere die „verbrieften Hypothekenkredite“ in den USA seien ein „Risikofaktor“, hieß es da. Vielen Banken drohten „unerwartet hohe Verluste“ bei „übertriebenem Vertrauen in die Einschätzung der Rating-Agenturen“. Klarer ging es kaum und genauso kam es ja auch. Trotzdem ließen Fed-Chef Greenspan und seine Kollegen den Exzessen ihren Lauf.“ [7]

Ursachen des Trends zum Wohneigentum

Unterschwellig wird vielerorts unterstellt, dass Kreditnehmer einfach ihre wirtschaftlichen Verhältnisse falsch eingeschätzt bzw. ignoriert hätten, sie also selbst Schuld am Verlust ihres Heimes hätten.

Gablers Wirtschaftslexikon“ sagt dazu:

„Der hohe und seit Mitte der 1990er-Jahre nochmals deutlich gestiegene Anteil von Haus­eigentümern an der US-Bevölkerung (1995: ca. 65 Prozent; 2004: ca. 69 Prozent) ist mit dem geringen Angebot an Mietwohnungen und entsprechend hohen Mieten in vielen US-Regionen er­klärbar. Eine flächendeckende För­derung des Mietwohnungsbaus existiert nicht. Zugleich sind Rechte von Mietern be­grenzt, sodass eine mangelnde Planungssicherheit den Wunsch nach der eigenen Immobilie verstärkt. Die Notwendigkeit, den Erwerb privaten Wohn­eigentums überwiegend mit Krediten zu finanzieren, lässt sich mit der geringen Sparquote in den USA begründen. Ne­ben der mangelnden Sparfähigkeit von Beziehern niedriger Einkommen dürfte die man­geln­de Sparwilligkeit breiter Bevölkerungsschichten ausschlaggebend sein.“ [8]

Mehr oder weniger lässt sich diese Einschätzung auf andere Länder – auch in Europa (insb. Spanien, GB, Griechenland) – übertragen. Es existiert eine soziale Schieflage, das Recht auf Wohnen wurde immer mehr zu einer Frage der finanziellen Verhältnisse. Sozialer Wohnungsbau wurde flächendeckend eingeschränkt, was einen allgemeinen Mietpreisanstieg zur Folge hatte. Wem wollte man einen Vorwurf machen, wenn er in dieser Situation versuchte, das Problem langfristig über die Erlangung von Wohneigentum zu lösen und die Finanzierung über Kredite bestreitete? Genau das aber passierte inbesondere in den drei genannten Ländern!

Was steckt dahinter?

„Durch den vermehrten Einsatz von Fremdkapital wollten die Banken einen immer höheren Gewinn erzielen. Ein solch risikoreiches Geschäft war der Handel mit den amerikanischen Immobilienkrediten. Die Investmentbanken übertrugen die Hypotheken guter, mittlerer und schlechter [subprime] Bonität an Zweckgesellschaften, die daraus handelbare Wertpapiere kreierten, sogenannte Mortgage Backed Securities (MBS; englisch für: durch Hypotheken gesicherte Wertpapiere). Diese Wertpapiere wurden wiederum in Fonds zu sogenannten Collateralized Debt Obligations (CDO) gebündelt. Das bedeutet, es wurden forderungsbesicherte Wertpapiere mit anderen Finanzprodukten zusammengefasst. Man glaubte durch die unterschiedliche Qualität der Kredite einen Puffer zu haben, der den Ausfall eines Kredits abfangen könnte. Das Gefährliche an den neu geschaffenen Finanzprodukten war, dass diese wieder aufgeteilt und zu neuen Wertpapierpaketen geschnürt wurden, die weltweit an Banken verkauft wurden. Das führte schließlich dazu, dass kein Finanzinstitut mehr wusste, welche Papiere sich in seinen Büchern befanden.“ [9]

Um es noch mal zu verdeutlichen: Man betrieb Geschäfte mit Wertpapieren auf Hypotheken – und spekulierte. Die Preise für Immobilien wurden künstlich nach oben getrieben, mit dem Totschlag-Argument des Neoliberalismus, dem von Angebot und Nachfrage. Dieser Buchwert aber hatte nichts mit dem tatsächlichen Wert der Immobilie zu tun, woraus sich schließen lässt, dass auch die „Verluste“ der Banken irreal waren. Abgeschrieben wurde immer nur Buchgeld (der „aus dem Nichts“ geschöpfte Kredit). Der reale, denn materielle Wert der Immobilie – und wenn es nur das Grundstück selbst war – ging bei Platzen des Kredits auf die Bank über. Bleibt die Frage: Wieso kamen die Banken trotzdem in finanzielle Bedrängnis? Und welcher Art finanzielle Bedrängnis ist darunter zu verstehen?

„… das Geschäft lohnte sich für die Investmentbanken. Mit jedem Immobilienkredit, den sie als Wertpapier weiterverkauften, wurde kräftig verdient. Somit hat auch das Vergütungssystem der Banken die Krise weiter verschärft. Denn je höher der Gewinn einer Bank war, desto höher fiel der Bonus aus, den ein Banker erhielt. Die Gier der Broker, die mit diesen faulen Krediten handelten, war grenzenlos. Dass sich die faulen Kredite, die sich in den strukturierten Finanzprodukten befanden, gut handeln ließen, dafür sorgten die Ratingagenturen. Sie gaben den Wertpapieren oftmals die beste Note: ein Triple A, also ein AAA. Somit ließen sich die Papiere problemlos weltweit verkaufen.“ [10]

Nicht die die gesichtslosen Institutionen der Banken verursachten das Problem, sondern Menschen, Individuen, Mitarbeiter der Banken, die konditioniert sind, im reinsten Egoismus zu handeln, dressiert auf Maximalprofit für die Bank, belohnt mit Tantiemen, Boni und Privilegien – und dem Status, einer elitären Elite anzugehören, die es drauf hat, dabei arrogant und sich den Menschen überlegen fühlend, die sie betrogen. Denn einen anderen Menschen zu übervorteilen um sich selbst einen (egoistischen) Vorteil zu verschaffen, das ist nun mal schlicht Betrug – und erinnert an psychopathisches Verhalten. Denn die Profiteure in den Banken, wozu auch – und sicher überwiegend ohne sich dessen bewusst zu sein – der kleine Bankangestellte gehörte, konsumierten reale Werte und bezahlten mit letztlich fiktivem, an sich wertlosem Geld.

Nicht zu vergessen in diesem Kreis sind die in den Rating-Agenturen handelnden korrupten Bewerter von Krediten, die eben die Subprime-Kredite über Jahre mit besten Noten (AAA) zeichneten. Der kleine Bankangestellte, er war es auch, der nun, als die Immobilienblase geplatzt war, um seinen Arbeitsplatz fürchten musste, waren doch die Phantasiebilanzen mit einem Schlag wieder auf halbwegs reale Werte zusammengefallen und er konnte nicht mehr seinen kleinen Anteil am Spekulationsgewinn ausgezahlt bekommen. Man muss sich nur einfach fragen, welche Geschäftstätigkeit eine Investment-Bank wie Lehmann Brothers ausüben musste, um soviel Menschen Lohn und Brot zu geben:

„Wenige Tage nach der Insolvenz waren nur noch 170 Mitarbeiter für Lehman Brothers tätig, 24.988 waren unter dem Insolvenzverwalter Bryan Marsal in wenigen Tagen gekündigt worden.“ [11]

Angemerkt sei, dass die Nichtrettung von Lehman Brothers eine politische Entscheidung war, keine Wirtschaftliche. Diese Entscheidung wurde maßgeblich vom zuständigen US-Finanzminister Henry M. Paulson Jr. forciert, welcher zuvor Banker bei Goldmann-Sachs gewesen war. Interessant ist sicher auch das:

„Nachdem die Häuserpreise fielen und viele Immobilien zwangsversteigert wurden, mussten die Käufer der kreditversicherten Hypotheken, darunter viele Banken, Abschreibungen in Milliardenhöhe machen. Bereits im Sommer 2007 kam es zu einem ersten Höhepunkt der Krise. Die Banken vertrauten sich gegenseitig nicht mehr und liehen sich kein Geld mehr. Schon da gerieten die weltweiten Finanzströme ins Stocken. Zwar sorgten die Zentralbanken für Liquidität, aber schließlich wurde ein Jahr verschenkt, um Schlimmeres zu verhindern.“ [12]

Die Zentralbanken kauften also faule Kredite auf und sorgten so vorübergehend für Liquidität bei den „notleidenden“ Banken. Was so zu verstehen ist, dass sie die spekulativ überhöhten Buchwerte den Konten der jeweiligen Geschäftsbanken bei der Zentralbank gut schrieben. Das taten sie deshalb, weil die gegenseitige Kreditvergabe zwischen den Banken selbst (im Interbankensystem) nicht mehr funktionierte. Nachvollziehbarer Weise wollte keine andere Bank für die nun offensichtlich zu Tage tretenden völlig überhöhten Kosten eintreten. Es konnte aber keine echte Lösung sein, beruhte doch das ganze Einnahmen-Modell des betroffenen Kreditinstituts auf Spekulationen, die nun obsolete waren. Das wusste jeder, dass es sich hier schlicht um eine Subventionierung handelte.

Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen – insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors – kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden. Letzte Bearbeitung: 21. April 2023.

[1][2] http://www.zeit.de/2010/26/Waehrung-Geld-Herstellung-Wert/seite-2

[3][4][5][8][9] http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/subprime-krise.html

[6] Das Ende des Geldes, Wegweiser in eine ökosoziale Gesellschaft; Franz Hörmann; 2011; Galila Verlag, Etsdorf am Kamp, ISBN 978-3-902533-33-3

[7] Kardinäle des Geldes; Harald Schumann; Der Tagesspiegel; 5.9.2010; http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bank-fuer-internationalen-zahlungsausgleich-kardinaele-des-geldes/1918856.html?view=print

[10][11][13] Finanzkrise 2008; Sabine Kaufmann/Matthias Bude, Stand vom 07.02.2013; planet wissen; http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/boerse/finanzkrise_2008.jsp

[12] Lehmann Brothers; Wikipedia; 09.05.2015; http://de.wikipedia.org/wiki/Lehman_Brothers#Insolvenz

Von Ped